Ins Wespennest gestochen

Heilpraktiker Weinheim Traumatherapie

Und wieder wenden wir uns gemeinsam den rhetorischen Kunstgriffen zu, die Arthur Schopenhauer in seinem Buch “Die Kunst Recht zu behalten” notiert hat. Der heutige Kniff hat es in sich. Auch wenn Schopenhauer das Thema in wenigen Sätzen abhandelt, ist es aus meiner psychologischen Sicht wert, die Hintergründe genauer zu beleuchten.

Der Trick bezieht sich auf die Reaktion des Gegenübers. Beobachten wir, dass jemand bei einem Thema überraschend ärgerlich wird, dann liegt der Verdacht nahe, dass wir einen wunden Punkt getroffen haben. Möglicherweise ist seine Argumentation an dieser Stelle dünn. Oder er hat einen roten Knopf, den wir unabsichtlich berührt haben.

Selbst wenn völlig unklar ist, worin die Schwachstelle besteht, wird der skrupellose Haarspalter durch hartnäckiges Nachfragen so lange in der Wunde bohren, bis er den anderen zornig gemacht hat. Ihn so aus der Reserve zu locken ist an sich schon ein Punktvorteil für den Sophisten: Die emotionale Wallung bringt den Gegner aus der Fassung. Unter diesen Umständen legt er womöglich eine Verletzlichkeit offen, die im Weiteren ausgenutzt werden kann.

Erinnern Sie sich an das pummelige Nachbarskind im Beitrag über absichtliche Fehlinterpretationen? Wenn die Formulierung „der dralle Kalle“ bei der Mutter eine Welle der Wut ausgelöst hat, war sie vielleicht als Kind selbst Opfer des Spotts aufgrund einer körperlichen Besonderheit. Bei vielen Erwachsenen sind solche Mobbing-Geschichten aus der Kindheit noch sehr lebendig. Das Alter war irgendwann vorbei oder der Schulwechsel löste den Konflikt und die Angriffe hörten auf. Verarbeitet wurden die Erlebnisse aber nur selten.

Das Wissen um solche Wunden verschafft dem fiesen und empathielosen Streitstrategen einen entscheidenden Vorteil: Mit einer winzigen Bemerkung kann er das Trauma beliebig reaktivieren und dann hat der andere erst mal mit seinen Stresshormonen zu tun.

Emotional und vom Körperempfinden her katapultieren uns Traumareaktivierungen in die Zeit der damaligen Geschehnisse zurück, als wären wir noch genau in jenem Alter und in jener Situation. Das bedeutet traurig, ängstlich, wütend, verzweifelt, überfordert, allein gelassen, schwach oder einfach nur ohnmächtig. In jedem Fall sind wir so ein leichtes Opfer weiterer Angriffe.

Wir alle haben in unserem Leben kleine, mittlere oder größere Traumata erlebt. Ihre Reaktivierung können wir nicht in Gänze vermeiden. Die beste Vorsorge, um nicht in ungünstigen Situationen von den alten Geschichten überflutet zu werden, ist sich ihnen gezielt zu stellen. Arbeiten Sie Ihr Vergangenheit auf, sonst wird sie Sie immer wieder einholen. Im ersten Schritt ist es schon hilfreich, sich darüber bewusst zu werden, ob die Heftigkeit Ihrer Gemütsregung der aktuellen Situation wirklich angemessen ist. Bei Handlungsunfähigkeit müssen Sie nicht lange sinnieren, ob es sich um ein Trauma handeln könnte. Fühlen Sie sich wie gelähmt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch.

Vorsicht: Der Kopf neigt dazu, den Inhalt der Gedanken den Emotionen und Körperempfindungen anzupassen, wenn wir es mit Trauma zu tun haben. Dann erscheint mitunter das freundliche Lächeln der Bäckerin am Morgen als Ausdruck von Hohn oder Angriffslust.

Lernen Sie genau zu unterscheiden zwischen objektiven Beobachtungen (inneren und äußeren), Emotionen, Körperempfindungen und Gedanken. Holen Sie sich bei Bedarf geeignete Unterstützung.

Es ist keine Schande, heute dafür Sorge zu tragen, dass sie nicht wie damals alleine mit dem Malheur fertig werden müssen. Werten Sie es als Zeichen von wachsender Stärke, wenn Sie in diesem Sinne gut für sich sorgen.

Text: Petra Weiß
Foto: Heinrich Linse / PIXELIO

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Zur Autorin

Schreibkunst Redakteur PR-Text
Petra Weiß ist Heilpraktikerin, psychologische Beraterin und Therapeutin. Ihre Liebe zur Sprache begleitet sie schon ihr Leben lang. Als Fachjournalistin für das Ressort Medizin und Gesundheit mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Psychologie hat sie zahlreiche Beiträge in Print und Online veröffentlicht.

An mehreren Sachbüchern hat sie als Lektorin und Co-Autorin mitgewirkt. Ihr neues Buch SO BIN ICH ECHT ist im Februar 2022 im Hardcover erschienen.

Seit Sommer 2020 gibt Sie die Zeitschrift “Weißheiten: vom Ich zum Selbst” heraus. Mit psychologisch fundierten Essays, praktischen Tipps und Denkanstößen begleitet sie Menschen, die sich weiterentwickeln wollen, auf ihrer spannenden Reise zu sich selbst.

 

 

 

 

 

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