Auf unserem Rundgang durch “Die Kunst Recht zu behalten” schreiten wir so langsam dem Ende entgegen. Wir haben schon viele Rhetoriktricks beleuchtet, die der Deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer in seiner Analyse der antiken Debatten auseinandergenommen hat. Als Alltagsbeispiel dient uns wie immer die Auseinandersetzung am Mittagstisch, bei der ein Junge seinen Spinat nicht essen will.
Kurz vor Schluss zieht Schopenhauer noch einen weißen Hasen aus dem Hut. Der Zaubertrick ist genauso simpel wie wirksam: Man widerlegt ein einziges wirklich schwaches Argument des Gegners und sieht das als Beweis dafür an, dass seine ganze These falsch sei.
Hüten Sie sich also davor, zuerst ein paar fadenscheinige Gründe in den Raum zu stellen, bevor Sie Ihre wahren Schätze hervorholen. Es kann sein, dass Sie gar nicht soweit kommen.
Bei der Debatte um den Spinat könnte das der angeblich hohe Eisengehalt sein. Wenn sich herausstellt – und das lässt sich klar belegen -, dass es sich bei den Analysen um einen Kommafehler gehandelt hat, erscheint vielleicht die ganze Idee vom gesunden Spinat plötzlich fraglich.
Quelle: “Perlentaucher der Redekunst – Manipulative Muster erkennen – bei sich und bei anderen” – ein psychologischer Reisebegleiter auf dem Weg zum authentischen Selbstausdruck durch Sprache von Petra Weiß. Das Buch erscheint voraussichtlich im Herbst 2022 bei BoD.
Text: Petra Weiß
Foto: Kurt F. Domnik / PIXELIO