Duzt Du noch oder siezen Sie schon?

Die Beeinflussung unserer Gefühle, Gedanken und Handlungen erfolgt auf vielen Kanälen: über Bilder, Formen und Farben, über die Stimmlage und die optische Erscheinung eines Sprechers, über Hintergrundgeräusche oder Musik, über haptische Eindrücke, sogar durch Düfte werden uns subtile Botschaften vermittelt. Jeder Frequenzbereich hat eine spezifische Wirkung. Und diese wird genutzt.

Wir können unmöglich alle Einflüsse im Blick haben, die auf uns wirken. Daher beschränke ich mich auf meinen Fachbereich, die Sprache. Und selbst hier gibt es ein ganzes Universum zu entdecken, das ich Ihnen häppchenweise in Form alltäglicher Beispiele eröffnen will. 

Früher habe ich mich gewundert, warum ich mich so unwohl damit fühle, dass ich ungefragt in einem Einrichtungshaus von wildfremden Menschen geduzt werde. Anderen Kunden scheint das gar nichts auszumachen. Offen gesprochen, macht es mich ärgerlich. Ich erlebe dieses Überschreiten der sprachlichen Vertraulichkeitsschwelle ohne vorherige Abstimmung als Grenzverletzung durch Worte.

Wir sind ja nicht auf dem Fußballplatz oder in der Kneipe und treffen uns zur gemeinsamen Freizeitgestaltung, sondern hier soll sich ein Geschäft anbahnen. Ich bin als potenzielle Vertragspartnerin und Kundin in dem Laden. Die Rolle macht den Unterschied. Halten Sie meine Sichtweise für überholt? Würden Sie den Bankdirektor beim ersten Gespräch zur Kreditvergabe für Ihr Haus duzen? Oder den Sachbearbeiter beim Finanzamt? Wie sprechen Sie die Kassiererin im Supermarkt an? Und wie Ihren Arzt? Haben es nur “Respektspersonen” verdient, mit dem Sie geehrt zu werden? Ich denke, Respekt dürfen wir vor allen Menschen haben, unabhängig von Ihrem gesellschaftlichen Rang.

Freilich gibt es Ansichten, die für einen jovialen Umgang im geschäftlichen Umfeld Partei ergreifen. Das Übernehmen von Gepflogenheiten aus anderen Ländern, vornehmlich aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum, zum Zweck der Globalisierung scheint dafür zu sprechen. Fluch und Segen der weltweiten Vernetzung können wir heute deutlicher sehen denn je. Das politische Thema will ich nicht weiter vertiefen. Mir geht es um psychologische Zusammenhänge.

Man mag anführen, dass es beispielsweise im Englischen gar keine Unterscheidung zwischen dem Du und dem Sie gibt. Das stimmt. Ob wir die Feinheit und Präzision unserer Muttersprache für die Anpassung und Gleichmachung aufgeben wollen, steht auf einem anderen Blatt.

Aus psychologischer Sicht ermöglichen genau diese Besonderheiten im Deutschen eine außergewöhnlich nuancierte Benennung und damit auch ein feingliedriges Bewusstsein über die eigenen Emotionen und Gefühle. Dieser Grad der Differenzierung unterstützt uns dabei, unsere facettenreiche Innenwelt anderen Menschen verständlich zu machen. Die deutsche Sprache dient also in ihrer Eigenart der Beziehung zu uns selbst und zu unserem Umfeld.

Mit der Entscheidung über Du oder Sie kann man die Qualität einer Beziehung innerhalb der Beteiligten und nach außen sichtbar kennzeichnen. Das Mehr an Vertraulichkeit wird traditionell durch das Du beschrieben. Ein Duzfreund steht mir näher als ein Bekannter.

Die Ausdruckskraft von Worten wird durch einen Gebrauch abseits ihrer ursprünglichen Bedeutung verfälscht und verzerrt. Wenn ich 5.000 „Freunde“ auf einer Internet-Plattform habe, von denen ich 4.850 noch nie begegnet bin, was bedeutet dann das Wort „Freund“? Was macht es mit unserem Erleben von Beziehung, wenn wir diesem Begriff keine Eindeutigkeit mehr zugestehen? War ein Freund nicht mal jemand, auf den Verlass ist? Der mir treu zur Seite steht? Dem ich mich anvertrauen kann? Und umgekehrt. Was geschieht mit diesen Werten, wenn wir den Begriff verwässern? Dann ist ein Freund plötzlich jemand, den ich einmal auf irgendeiner Messe getroffen habe. Wem nützt es, wenn dieser Mensch, auf den nicht einmal der Begriff „Bekannter“ wirklich zutrifft, mir zum Geburtstag gratuliert? Hat er meinen Namen in sein Notizbuch geschrieben oder wurde er als automatische Erinnerung ausgespuckt?

Wir sind darauf gepolt, „Netzwerke“ zu pflegen und strategisch auszubauen. Jeder Karriereratgeber sagt uns, das „Networken“ sei von großem Vorteil für unser berufliches Vorankommen. Mir kommt dabei die Echtheit von Beziehungen zu kurz. Verbindungen, die zum gegenseitigen Nutzen betrieben werden, statt unserem tiefen Herzenswunsch zu entspringen, und trotzdem das Prädikat “Freundschaften” erhalten, sind mir zuwider.

Gegen rein berufliche Beziehungen ist natürlich nicht das Geringste einzuwenden – beidseitige Wertschätzung eingeschlossen. Man muss sich mit Kollegen, Vorgesetzten, Mitarbeitern oder Kunden nicht anfreunden, um in angenehmer Weise mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Aus dienstlichen Kontakten heraus kann mitunter ein freundschaftliches Band geknüpft werden. Das ist dann eine organische Entwicklung und kein planvoller Prozess. Privat wie dienstlich sollten sich alle Beteiligten über die Art ihrer Beziehungen grundsätzlich bewusst sein. Im Zweifel hilft ein offenes Gespräch zur Klärung.

Viel zu selbstverständlich ist es geworden, einen anderen Menschen als Mittel zum Zweck zu sehen. Ohne böse Absicht setzen Eltern in ihre Nachkommen bestimmte Erwartungen. Was sollen die Zöglinge alles verkörpern, um Mami oder Papi eine Freude zu bereiten?! Tatsächlich wird das Vorbeischauen an der Einzigartigkeit des Buben oder Mädchen und das Pressen des Abkömmlings in Anforderungsschablonen als eine mögliche Ursache des allgegenwärtigen Narzissmus angenommen. Die Folge sind eine Verleugnung des Selbst und letztlich dessen Vergessen. Selbst-Vergessenheit ist kein erstrebenswertes Ziel. Solche Identitätslosigkeit führt in den Bau von Fassaden, die nur allzu leicht ins Bröckeln geraten und dann um jeden Preis aufrecht erhalten werden müssen. Der Verlust dieser Ersatz-Identität wird “ums Verrecken” vermieden.

Aus meiner Sicht ist das Benutzen von Menschen für bestimmte Zwecke eine alltägliche Form von Missbrauch. Der Gehirnforscher Prof. Gerald Hüther spricht von der Würde des Menschen, die dabei auf der Strecke bleibt, wenn wir andere zum Objekt machen. Jemanden in seiner Einzigartigkeit als Mensch, der besondere Fähigkeiten und Bedürfnisse hat, die geachtet werden wollen, nicht wahrzunehmen und stattdessen in erster Linie seinen Gebrauch für das eigene Wohl im Blick zu haben, ist wahrlich unwürdig.

Mir machen Verwechslungen auf diesem Gebiet schwer zu schaffen, wenn ich feststellen muss, dass jemand sich als „Freund“ darstellt, während er schaut, welchen Profit er aus seiner Beziehung zu mir schlagen kann. Bei bestimmten Typenmustern kommt dieses Verhalten häufiger vor als bei anderen. Es gehört zu ihrem Selbstverständnis und sie sind sogar stolz darauf, wieder jemand Nützlichen in ihr Netzwerk eingebunden zu haben. Gleichzeitig fördert unsere Karriere-orientierte Ellenbogengesellschaft grundsätzlich derlei Haltung.

Vielleicht nehmen Sie diesen Beitrag zum Anlass, sich darüber Gedanken zu machen, was für Sie Freundschaft bedeutet und wer in Ihrem Umfeld die Bezeichnung „Freund“ verdient hat. Damit Sie nicht in eine Schwarz-Weiß-Betrachtungsfalle tappen, wählen Sie am besten eine Skala der Freundschaftsqualität: Busenfreund, enger Freund, Duzfreund, Freund, Kumpel, Bekannter, weitläufiger Bekannter. Bei Bedarf machen Sie die Kategorie erst einmal an äußeren Beziehungsmerkmalen fest wie: Verwandter, Nachbar, Kollege, etc.

Kommen wir zurück zum Du.

In den 1980er Jahren konnte ich eine Innenansicht auf die damals vorherrschende Maxime in der Verkaufssprache erhalten. Es galt als zweckdienlich, die „Sprache der 5- bis 7-Jährigen“ zu verwenden. Sie haben richtig gelesen. Nicht die erwachsene Ebene im Käufer soll angesprochen werden, sondern eine kindliche. „Keep it simple and stupid“ war entsprechend der Leitsatz der damaligen Zeit. Einfach und für Dumme wollte die Ansprache im Verkaufsgespräch sein.

Während meiner Zeit im Marketing in den 1990ern durfte ich lernen, wie man diese Maßgabe praktisch umsetzt. Es gibt klare Regeln für das Texten auf Kinderniveau: einfacher Satzbau, kurze Sätze, nicht mehr als 7 Worte in Überschriften, bildhafte Formulierungen, optische Hervorhebung der Kernbotschaft, positive und aktive Wortwahl, konkrete Handlungsaufforderungen am Ende – kurzum: es dem Leser so einfach wie nur möglich machen, um die gewünschte Handlung bei ihm auszulösen. Sogar mit der Augenkamera wird analysiert, wohin der Betrachter in einem Text schaut, damit man genau dort werbewirksame Wörter platziert. Werbetexten ist eine ausgefeilte Kunst.

Während meiner Ausbildung zur Hypnosetherapeutin in der Dekade nach der Jahundertwende lernte ich das Neurolinguistische Programmieren (NLP). Die Bezeichnung macht gar keinen Hehl daraus, dass man das Gehirn seines Gegenübers durch Sprache programmieren will. Aha. Hier ist eine Schnittstelle zwischen der Rhetorik in der Werbung und der gezielten Verwendung von Sprache zu therapeutischen Zwecken. Die Anliegen der beiden Anwendergruppen sind aufgrund der Natur ihrer Berufe vollkommen unterschiedlich.

Ein verantwortungsvoller Therapeut wird den Clienten immer in seine Absichten einweihen und an den per Behandlungsauftrag abgestimmten Zielen des Clienten richtet sich die gemeinsame Arbeit aus. Der Verkäufer hingegen ist in erster Linie seinem Unternehmen verpflichtet. Seine Aufgabe ist es, dem Kunden etwas zu verkaufen. Das ist kein Geheimnis. Warum manche Kunden gutherzig davon ausgehen, dass ein Verkäufer stets nur das Beste für sie will und seiner Beratung blauäugig vertrauen, ist mir schleierhaft.

Aus meiner Warte kann ich die Vorbehalte gegenüber der professionellen Beeinflussung durch Sprache nachvollziehen: Das NLP wird mit gutem Grund misstrauisch beäugt. Es ist ein machtvolles Mittel der Manipulation. Ich versuche, mein Wissen über Rhetorik nicht unbewusst zu verwenden und stattdessen Menschen darüber aufzuklären. Wie bei vielen Tricks aus der Redekunst, ist man deutlich im Hintertreffen, wenn das Gegenüber sie beherrscht und man selbst sie nicht durchblickt.

Unter Hypnose wird der Therapeut den Patienten in der Regel duzen, weil das Unterbewusstsein auf diese Weise direkter angesprochen werden kann. Während einer Familienaufstellung nutzt er ebenfalls das Du, um bei Bedarf mit frühen Lebensphasen arbeiten zu können. Psychologen wissen sehr wohl, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob man jemanden duzt oder siezt. Wir gehen sehr sorgsam mit diesem Instrument um.

Meine Hypnoausbildung hat mich hochgradig darauf sensibilisiert, dass während einer Trance alle Geräusche im Raum ins Unterbewusstsein eindringen. Jedes Wort erzeugt ein Störgefühl, wenn es nicht exakt passend gewählt ist. Das Wiederholen des genauen Wortlauts aus den Äußerungen des Patienten ist wesentlich für den reibungslosen Verlauf einer Sitzung. Feinste Nuancen werden wahrgenommen. Durch Wiederholung werden Programmierungen gefestigt. Man ankert sie durch das Koppeln von gewünschten Gedankeninhalten an bestimmte Reize.

Für eine Rauchentwöhnung kann das außerordentlich hilfreich sein. Das Wissen, welches in der Psychotherapie in Abstimmung mit dem Patienten zu seinem Vorteil bewusst und gezielt eingesetzt wird, kann in anderen Zusammenhängen ohne dessen Zustimmung zum Nachteil eines Menschen verwendet werden.

Aktiviert man eine bestimmte Ebene des Denkens durch das Du, wirkt Werbung auf unser Unbewusstes, auf unser Kindliches und spricht damit Bedürfnisse auf eine Weise an, die sich unserem wachen Verstand entzieht. Das ist Manipulation. Und wenn es zur Belohnung nach dem Einkauf noch ein Softeis zum Spottpreis gibt, haben wir gerade unser Geld im Kindergarten gelassen und gehen mit einem seligen Grinsen nach Hause. Unsere neuen „Spielsachen“ haben Namen wie damals der Teddybär. Ich bin voller Bewunderung für die Marketingstrategen, die durch diesen Trick unsere Bücherregale und Spülbürsten zu unseren neuen „Freunden“ machen.

Ich weiß, dass das Du in den sogenannten sozialen Medien üblich ist. Das ist einer der Gründe, warum ich dort nicht heimisch geworden bin. Meine Arbeit richtet sich an die erwachsene Ebene, an den vernünftigen Verstand, der Instinkte, Emotionen und Gefühle integriert. An diesem Punkt ihrer Entwicklung stehen natürlich nicht alle und manche fühlen sich deshalb von mir nicht abgeholt. Ihr Empfinden ist richtig.

„Der kleine Lukas will im Schmalland abgeholt werden“, fällt mir da ein und ich muss schallend lachen, weil ich mir vorstelle, wie die Lautsprecherdurchsage im Sie klingt „Der kleine Herr Müller will im Schmalland abgeholt werden“.

Nein, das ist nicht meine Aufgabe, Erwachsene auf der Kinderebene einzufangen. Und es ist ebenso wenig in meinem Interesse, sie zu “pampern”, „nachbeeltern“ sagt man im Psychologen-Deutsch. Mir ist daran gelegen, dass Menschen in ihre Kraft kommen und entdecken, dass sie in der Lage sind, selbst für sich zu sorgen. Sie erkennen dann, dass sie keine Eltern mehr brauchen, die sich um sie kümmern, und deshalb auch keine Autoritäten hinnehmen müssen, die sie bevormunden wollen.

Menschen, die in diesem Sinne erwachsen sind, treten im Wortsinne selbst-bewusst für ihre Bedürfnisse ein. Sie müssen niemanden manipulieren, der ihre Sehnsüchte stillen soll, und sie lassen sich auch nicht als Bedürfniserfüller anderer einspannen. Dieses Für-sich-stehen-Können ist eine gute Grundlage für eine Beziehung auf Augenhöhe. Gerade in Liebesbeziehungen finden wir häufig kindliche Muster von Trotz, Bedürftigkeit oder Gefallen-Wollen auf der einen und elterliche Anmaßungen von Fürsorge oder Erziehung ohne Auftrag auf der anderen Seite – und gerne auch im Wechsel. Mit dem Verlassen solcher Rollen ist die Beziehung nicht zu Ende, dort fängt sie erst an.

Wie Sie das Du und das Sie handhaben wollen, bleibt natürlich ganz Ihnen überlassen. Mir ist es nur wichtig, dass Sie sich über die Wirkung im Klaren sind und eine bewusste Wahl treffen.

Text: Petra Weiß
Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Danke schön

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Zur Autorin

Schreibkunst Redakteur PR-Text
Petra Weiß ist Heilpraktikerin und psychologische Beraterin. Ihre Liebe zur Sprache begleitet sie schon ihr Leben lang. Sie hat zahlreiche Beiträge in Print und Online veröffentlicht. Seit Sommer 2020 gibt Sie die Zeitschrift “Weißheiten: vom Ich zum Selbst” heraus.

Wenn die Fackeln der Freiheit verglühen

Social Engeneering ist eine präzise Wissenschaft. Wer das Denken und Handeln einer Gesellschaft lenken will, braucht psychologisches Fachwissen, Intelligenz und Langmut. Ziele werden über Jahrzehnte hinweg in mehrstufigen Maßnahmen verfolgt. In Stufe 1 kann man als Außenstehender nicht ahnen, worauf das Ganze hinauslaufen wird. Und in Stufe 2 fällt einem vielleicht gar nicht auf, dass es irgendeinen Zusammenhang mit den Ereignissen der Stufe 1 geben könnte. Erst rückblickend entlarvt sich ein Muster, wenn das eigentliche Ziel sichtbar wird.

In diesem Beitrag verknüpfe ich ein paar lose Fäden ohne Anspruch auf „DIE Wahrheit“ und lasse Sie an meinen Gedanken teilhaben.

Öffentliche Meinung am Beispiel des Rauchens

Es geht exemplarisch um das Rauchen. Meine persönliche Erfahrung ist, dass es abhängig macht. Und dass man als Raucher ständig in der Angst lebt, sich selbstverschuldet die Gesundheit zur ruinieren. Vor mehr als 20 Jahren habe ich die Gewohnheit nach vielen Anläufen endlich an den Nagel gehängt. Anlass war meine nächtliche Einlieferung ins Krankenhaus mit heftigen Schmerzen in der Brust. Ich dachte, ich hätte einen Herzinfarkt. Dieses Schockerlebnis brachte mich von meiner Nikotinsucht ab. Wie sich später herausstellte, war eine Rippenfellentzündung die Ursache des Übels. Trotzdem blieb ich dauerhaft von meinem Verlangen nach dem Glimmstängel kuriert.

Um sich aus einer Sucht zu lösen, brauchen Menschen eine große Portion Willenskraft. Ihre innere Überzeugung muss stark genug sein, um die körperliche Begierde und die psychische Abhängigkeit von dem Mittel so lange zu unterdrücken, bis beides überwunden ist. So ging es auch mir. Mein vorrangiges Ziel war es, mich aus der Abhängigkeit zu lösen. Die Sucht an sich, also die Tatsache, dass ich das Rauchen nicht ohne weiteres willentlich seinlassen konnte, war mein Hauptproblem. Um den Entzug durchzuhalten, musste ich mir bewusst machen, dass die tägliche Rauchvergiftung meinem Körper schadet. Als zusätzlichen Anreiz gönnte ich mir für das gesparte Geld eine besonders edle Uhr, die ich mir sonst nicht gekauft hätte. Die öffentliche Kampagne zur Gesundheitsgefährdung durch Zigaretten erleichterte es mir, meine Haltung gegenüber den „Sargnägeln“ zu festigen.

Das Unterbewusstsein ausrichten

Das Bewusstsein über die Schädlichkeit des Rauchens führte dazu, dass ich Rauch in meiner Umgebung gar nicht mehr ertragen konnte, obwohl ich mich sehr bemühte, tolerant zu sein. Immerhin waren einige meiner Freunde Raucher und ich wollte die mir liebgewonnen Menschen nicht verprellen. Zu Recht sagt man „Ehemalige Raucher sind die schlimmsten Nichtraucher“. Dahinter steckt eine nachvollziehbare Logik: Mein Unterbewusstsein musste darauf ausgerichtet werden, Rauchen als große Gefährdung einzustufen, damit ich selbst davon lassen konnte. Berichte in den Medien über die Bedrohung durch Passivrauchen unterstützten die Abneigung und gaben ihr einen vernünftigen Grund.

Aus meiner bequemen Position als Nichtraucherin konnte ich beobachten, wie Raucher immer weiter ins Abseits gedrängt wurden. Plötzlich waren sie „Gefährder“ der Gesundheit anderer. Man durfte nicht zulassen, dass sie sich frei entscheiden, was sie für oder gegen sich selbst tun. Ihr Tun wurde in einen gesellschaftlichen Zusammenhang gebracht. Sie waren eine Zumutung für die Gemeinschaft und eine unnötige Belastung für das Gesundheitssystem.

Natürlich war ich froh, dass der Rauch aus den Diskos und Kneipen verschwand. Sogar im Biergarten störte es mich, wenn am Nebentisch geraucht wurde. Anderen die Luft zu verpesten gehörte sich einfach nicht. Der Schritt war nicht mehr weit, den Nikotinkonsum als dumm und/oder asozial einzustufen. Mit Unverständnis oder Verachtung schauten Nichtraucher auf Raucher. Eine Spaltung ist die Folge.

Erinnert Sie das an etwas?

Die Datenlage zum Rauchen ist gar nicht so eindeutig wie uns die landläufige Meinung glauben macht. In einer großangelegten Studie an rund 20.000 Britischen Krankenschwestern stellte sich heraus, dass bei maximal 5 Zigaretten am Tag keinerlei Gesundheitsrisiko gegenüber einem Nichtraucher erhöht ist – weder für Krebs noch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder andere Beschwerden. Wundern Sie sich, dass Sie von diesen Forschungsergebnissen noch nichts gehört haben? Die Analyse ist schon viele Jahre alt und nicht ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen.

Auch hat sich gezeigt, dass nur ein winziger Teil der Raucher an Lungenkrebs erkrankt. Sie dürfen selbst recherchieren, wenn Sie die genauen Zahlen wissen wollen. Ziehen Sie keine vorschnellen Schlüsse aus eindimensionalen Auswertungen. Vergleichen Sie den Anteil der Todesursache Lungenkrebs bei Rauchern mit denen von Nichtrauchern in Hinblick auf alle Todesursachen. Sie werden erstaunt sein.

Sozialpsychologie

Meine Absicht ist nicht, Ihnen medizinisches Fachwissen zu vermitteln, sondern psychologische Zusammenhänge zu beleuchten. Das Nervengift Nikotin hat eine aus meiner Warte bemerkenswerte Wirkung: Es vermindert Ängste. Davon haben Sie vermutlich auch noch nichts gehört. Wenn jemand unter den Folgen von Trauma leidet oder sich in einer beängstigenden Lebenslage befindet, dient das Rauchen seiner emotionalen Regulation. Natürlich gibt es gesündere Möglichkeiten, mit Ängsten umzugehen, aber unsere Medienlandschaft, die das Rauchen so verurteilt, schürt gleichzeitig jede erdenkliche Angst durch Dauerbeschallung. Das erscheint mir widersprüchlich.

Ebenso wundere ich mich, warum so vieles ungesund ist und ausgerechnet beim Rauchen werden wir in aggressiver Art mit verstörenden Bildern und beängstigenden Worten penetrant darauf hingewiesen. Sonderbar. Der variantenreich geförderte Gesundheitsfanatismus wird in vielfältiger Weise unterstützt, aber beim Rauchen ist das Maß schon außergewöhnlich.

Verfehlter Zweck?

Neulich las ich in der Werbung an der Zapfsäule sinngemäß „Rauchen ist tödlich“ und „Rauchen stört die Fruchtbarkeit“ auf den abgebildeten Zigaretten-Packungen. Klar, auf den Päckchen müssen Warnhinweise stehen. Aber: Würde ich als Marketing-Verantwortlicher genau dieses beiden Punkte auswählen, um mein Produkt zu bewerben? Echt jetzt? Mich lies diese „Werbung“ aufmerken. Als ehemalige Marketing-Fachkraft glaube ich nicht an so ein erbärmliches und offensichtliches „Versagen“. Diese Plakate haben sicher einen Zweck. Die Verkaufsunterstützung kann es nicht sein.

Was passiert unbewusst, wenn wir ständig solche Botschaften wahrnehmen? Nichtraucher halten Raucher platt gesprochen für bescheuert, wenn sie trotzdem Kippen kaufen. Raucher halten sich selbst für charakterschwach und fühlen sich schuldig. Gleichzeitig wird ihre Angst geschürt. Was dem Weiterrauchen eine zusätzliche Funktion beschert. So installiert man einen Teufelskreis.

Lügen in Bildern

Die gruseligen Bilder sind übrigens nicht echt. Lungengewebe von Rauchern schaut nicht schwarz aus, wie Pathologen versichern können. Die Fotos wurden retuschiert. Damit sie Eindruck machen. Na, sowas! Wenn derart freimütig gelogen wird, darf man dann auch andere Aussagen in ihrem Wahrheitsgehalt anzweifeln? Da können uns schon mal merkwürdige Fragen in den Sinn kommen:

Wird uns das Rauchen als Sündenbock präsentiert? Werden das Sterben und die Kinderlosigkeit gemäß dem Grundsatz des „Pre-Teaching“ (bewährte PR-Technik) schon mal ins Bewusstsein der Massen geholt? Wenn die Leute durch ganz andere Ursachen sterben, haben wir dann bereits unsere vorgefertigte Meinung, woran sie verblichen sind? Sollen wir suggeriert bekommen, die Unfruchtbarkeit der Menschen sei auf das Rauchen zurückzuführen, und bekommen wir den „Schuldigen“ gleich mitgeliefert?

Natürlich hält solch ein konstruierter Zusammenhang keiner logischen Prüfung stand. Aber Logik spielt bei der Beeinflussung des Unterbewussten keine wesentliche Rolle. Es geht um das Erzeugen von Emotionen und Bildern, die in ganz anderen Gehirnregionen angesiedelt sind. Je größer die Emotion desto entbehrlicher die Logik. So steuert man Menschen, nicht durch vernünftige Argumente. Ich behaupte nichts. Ich frage nur…

Wie alles begann…

Bedeutungsvoll erscheint mir die Rolle des Rauchens als Startpunkt der Massenbeeinflussung in der Welt der Public Relations, oder wie man früher sagte, der Propaganda. Schauen wir zurück ins Jahr 1929.

Ein pfiffiger Mann namens Edward Bernays lockte Journalisten, über ein Ereignis zu berichten, bei dem die „Fackeln der Freiheit entzündet“ würden. Diese Ankündigung machte die Presseleute neugierig. Sie erwarteten mit Spannung, was sich zutragen würde. Das Kommende war schon „geframt“, also mit einer Bedeutung versehen, bevor die Inszenierung begann.

Bernays hatte den Auftrag, der Tabakindustrie neue Käufer zu verschaffen. Damals galt das Rauchen als männliche Beschäftigung. Es war nicht gesellschaftsfähig für Damen. Das änderte sich, nachdem Barnays einige Studentinnen dafür bezahlte, dass sie in der Öffentlichkeit auf Kommando ihre Zigaretten zückten. Die Presse deutete das Geschehen wunschgemäß als Geste der Emanzipation und platzierte so das Rauchen als Akt der Befreiung im öffentlichen Bewusstsein. Durch diesen Trick verdoppelte Bernays die Zielgruppe seiner Auftraggeber mit einem Streich.

Zündung der Stufe 2

Was wir später in der Werbung gesehen haben, holte die Kopplung Rauchen = Freiheit in scheinbar unendlichen Wiederholungsschleifen immer und immer wieder hervor. Wir erinnern uns an Kino-Besuche, als der Cowboy noch die Weite der Prärie mit uns teilte, während er rauchend über die Leinwand ritt. Fünfzig Jahre lang hat man uns mit diesem Image des Rauchens gehirngewaschen. Und plötzlich kam ein Schwenk, ein “Spin” in der Sprache der Public Relations Fachleute, die man daher auch “Spin Doctors” nennt. Auf einmal war Rauchen nicht mehr cool, sondern blöd. Ist die Tabakindustrie zur Besinnung gekommen? Hat der Verbraucherschutz sich endlich durchgesetzt? Glauben Sie das?

Erinnern wir uns an den Dreisatz in der Schule. Welche Logik wird verankert, wenn wir beide Gegebenheiten miteinander betrachten?

Rauchen = Freiheit

Rauchen = tödlich

Freiheit = ???

Genau. Unser Unterbewusstsein hat den Clou schon seit Jahrzehnten als Programmierung erhalten. Ich bin voller Bewunderung für die Schläue der Architekten. Social Engeneering ist keine Eintagsfliege. Man muss wirklich Finesse und Ausdauer beweisen, um die Massen zu bewegen.

Große gesellschaftliche Veränderungen werden nicht dem Zufall überlassen. Sie sind gemacht und von langer Hand vorbereitet. Wollte man die Bevölkerung aus Gründen der Gesundheitsvorsorge vor dem Rauchen schützen, wäre es längst verboten. Es wird noch gebraucht. Und nicht, um Frauen gleiche Rechte einzuräumen wie Männern.

Die Spaltung zwischen Männlein und Weiblein ist ebenfalls gewollt. Eine Gleichberechtigung der Geschlechter gibt es bis heute lediglich in der Theorie. Da muss man sich nur mal die Gehaltsgerechtigkeit ansehen. In Wirklichkeit ging es nie um dieses Ziel. Mit dem entsprechenden politischen Willen wären längst andere Verhältnisse durchzusetzen gewesen. Oder meinen Sie im Ernst, die finanziellen Mittel stünden nicht zur Verfügung?

Es geht offensichtlich um Profit und Konsum. Und gleichzeitig geht es untergründig um Massenpsychologie. Unter anderem wird der römische Grundsatz noch heute von erfolgreichen Staatsoberhäuptern und Führungskräften auf allen Hierarchieebenen beherzigt: “Teile und herrsche!” Zu riskieren, dass ein vereinigtes Volks sich seiner Stärke bewusst werden kann, wäre töricht.

Aufdeckung als Schutz

Die Manipulation zu durchblicken wird eine unserer vordringlichsten Aufgaben für die kommenden Jahre sein, wenn wir uns von der aktuellen Krise erholt haben und nicht wieder in ähnliche Zustände geraten wollen. Wann immer Ihnen manipulative Muster ins Auge fallen, dient das Ihrer Immunität gegenüber der Fremdbestimmung und damit Ihrer freien Selbst-Entfaltung.

Beschäftigen wir uns mit solchen Techniken, um den Strippenziehern im Hintergrund nicht auf den Leim zu gehen. Wie bei einem Taschenspielertrick verliert Manipulation ihre Magie, wenn wir sie entzaubern. Wir werden die Machtgierigen dieser Welt weder im großen politischen Geschehen noch im Alltag davon abhalten, uns steuern zu wollen. Aber wir können ihnen auf die Schliche kommen. Und dann funktioniert der Betrug an unserer Psyche nicht mehr. Vielleicht werden wir uns später freuen, wieder einmal einen kunstvollen Kniff entlarvt zu haben, uns entspannt zurücklehnen und sagen „Nice try, Darling.“

Text: Petra Weiß
Foto: Tim Reckmann / pixelio.de

Danke schön

Herzlichen Dank an alle Leser, die meine freiberufliche Tätigkeit durch einen Energieausgleich würdigen. Ich liebe die Arbeit an Texten. Mir macht es Freude, mein psychologisches Wissen, meine Praxis-Erfahrungen und meine Überlegungen mit Ihnen zu teilen. Gleichzeitig habe auch ich alltägliche Bedürfnisse wie ein Dach über dem Kopf und etwas Sojasahne im Kühlschrank. Daher bitte ich Sie, freiwillig einen angemessenen Energieausgleich zu leisten:

Konto: IBAN DE48 4306 0967 6022 2369 03
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Petra Weiß ist Heilpraktikerin und psychologische Beraterin. Ihre Liebe zur Sprache begleitet sie schon ihr Leben lang. Sie hat zahlreiche Beiträge in Print und Online veröffentlicht. Seit Sommer 2020 gibt Sie die Zeitschrift “Weißheiten: vom Ich zum Selbst” heraus.

Wie wir es schaffen, nicht verrückt zu werden.

Das Leben ist dieser Tage für viele Menschen turbulent. Alles, was nicht echt ist, bricht jetzt weg. Das betrifft falsche Selbstbilder, unpassende Beziehungen und Umfelder – privat wie beruflich. Wer sich schon länger in Richtung seines Selbst entwickelt, erfährt einen kräftigen Schub auf seiner Bahn.

Während wir früher den Ruf zur Entwicklung durch Ablenkung oder Sturheit überhören konnten, drängen sich unsere heiklen Themen jetzt zunehmend so in den Vordergrund, dass sie gesehen werden.

Für mich ist das Gegenwärtige mehr Erleichterung als Herausforderung. Früher war ich ein Außenseiter mit meinem merkwürdigen Bestreben nach Selbsterkenntnis und Selbstausdruck. Plötzlich ist die Menschheit in weiten Teilen unterwegs, sich auf ebendiese Pfade zu begeben. Ich habe einen kleinen Vorsprung, daher treffen mich die Notwendigkeiten nicht ganz unvorbereitet und ich kann meinen Mitmenschen helfen, gut durch diese „spirituelle Geburt“ zu kommen.

Für den einen ist es ein kurzer schmerzhafter Flutsch, für den anderen eine langwierige Zangengeburt. Der Prozess kann linear oder in Wellen verlaufen. Manchmal pausiert er unerträglich lange, um dann ohne Vorwarnung wieder Fahrt aufzunehmen. Jeder hat seine eigene Dynamik. Die Menschen brauchen ganz unterschiedliche Auslöser, um sich in Bewegung zu setzen. Das Geschehen ist höchst individuell. Und doch ist das eine Entwicklung, die die gesamte Menschheit betrifft. Wir müssen da jetzt alle durch. Niemand bleibt in der Gebärmutter zurück. Da hilft kein Zaudern und kein Wehklagen, aber auch kein Augenschließen und Wegignorieren. Es geht nicht nur los, sondern wir sind mittendrin. Und es gibt kein Zurück mehr in den bequemen Schoß der Mutti.

Vielleicht wissen Sie etwas über Ihren eigenen Start ins Leben. Der Geburtsvorgang kann Ihnen als Orientierung dienen, wie Umbrüche bei Ihnen im Allgemeinen ablaufen. Meine Mutter und ihr Mann haben versucht, meine Niederkunft zu beschleunigen, indem sie mit einem Sportwagen über Schotterpisten gefahren sind. Sie mögen ihre Gründe gehabt haben, die ihnen damals sinnvoll erschienen. Davon habe ich mich nicht beeindrucken lassen. Ich kam auf die Welt als ich dazu bereit war. Und dann ging alles rasend schnell.

Die Krisen in meinem späteren Leben habe ich auf ähnliche Weise gemeistert: Ich lasse mich nicht drängen. Ich spüre, wann für mich der rechte Zeitpunkt ist, und dann lege ich meine ganze Energie in die Veränderung, die in der Regel rasch und ohne große Komplikationen vonstatten geht. Im Gegenteil: Meistens fügen sich die äußeren Umstände wie schicksalshaft geführt genau so wie ich es für mein Voranschreiten brauchen kann. Darauf vertraue ich in den letzten Jahren immer mehr: Wenn ich die Dinge so handhabe, wie sie mir und meinem Naturell entsprechen, arrangiert sich das Universum freundlich und wohlwollend um mich herum 🙂

Welche Weise der Krisenbewältigung zu Ihnen passt, finden Sie heraus, indem Sie Ihr bisheriges Leben betrachten. Gehen Sie in Ihrer ureigenen Art auf die Dinge zu – nicht in meiner.

Aus meiner Erfahrung und aus meinem Fachwissen möchte ich Ihnen eine ganze Reihe von Tipps geben, die in dieser Phase des äußeren Chaos zu innerer Stabilität beitragen können. Wählen Sie daraus, was Ihnen entspricht.

Die Verbindung zwischen Körper, Seele und Geist stärken

Werden Sie sich Ihrer Körperempfindungen, Emotionen und Gedanken bewusst. Benennen Sie sie. Achtsamkeitsübungen oder die Arbeit mit einem Verfahren aus der Körper(psycho)therapie wie z.B. Somatic Experiencing sind dabei hilfreich. Als alltägliche Unterstützung ist es empfehlenswert, das eigene Gewicht zu spüren bzw. die Kraft, die ihm entgegensteht.

Bemerken Sie zum Beispiel beim Sitzen oder im Stehen, wo die Schwerkraft erlebbar ist: am Gesäß oder in den Fußsohlen. Gravitation ist das Verlässlichste auf unserem Planeten. Sie ist immer da. Unser gesamtes System erhält die Botschaft von Stabilität, sobald wir uns der Schwerkraft körperlich gewahr werden.

Das klingt in Ihren Ohren möglicherweise banal, ist aber ein äußerst praktischer Schlüssel zu mehr Körperbewusstsein. Mit Ihrem Bewusstsein in Ihrem Körper verankert zu sein, ist die Grundlage für wesentliche Fähigkeiten, die Sie noch brauchen werden, z.B. eine gute Selbstfürsorge, den Zugang zu Ihrer Intuition sowie die Unterscheidung von Wahrheit und Lüge.

Das Energiesystem regulieren

Jede noch so einfache Möglichkeit, das Energiesystem in Balance zu bringen, dient Ihrem Körper, Ihrer Seele und Ihrem Geist. Diese drei Ebenen des Seins sind über die Energie miteinander verbunden. Ob Sie sich zu Jin Shin Jyutsu (JSJ), zu Qi-Gong, zu Reiki oder einer anderen Energiearbeit hingezogen fühlen, spielt eine untergeordnete Rolle. Probieren Sie aus, was Ihnen wohltut.

Zusätzlich zum gesundheitlichen Nutzen und zur Wirkung auf Ihre Persönlichkeitsentwicklung dient Ihnen das Ausüben einer Heilkunst in Selbsthilfe dazu, in eine handlungsfähige und tatkräftige Verfassung zu kommen.

Nein, das ist kein aufwändiges Studium. Wenn Sie gar nichts anderes machen wollen, dann nehmen Sie sich drei Minuten Zeit und lesen Sie nur, welcher Finger im JSJ für welche Emotion steht. Daran erkennen Sie kinderleicht, welchen Griff Sie brauchen. Und dann: Halten Sie einfach den entsprechenden Finger. Dabei werden auf natürliche Weise und ohne weiteres Zutun die Meridiane harmonisiert, die gerade aus dem Gleichgewicht sind.

Sich gegen schädliche Einflüsse abschirmen

Oft wollen Leute von mir hören, was Sie für sich tun können. Im ersten Schritt müssen Sie aufhören, etwas gegen sich zu tun und sich vor schädlichen Einflüssen wirksam schützen. Erst, wenn Störendes ausgeschaltet sind, wenden wir uns dem Fördern von Stärkendem zu.

Für den einen bedeutet das, den Kontakt zu bestimmten Menschen zu beenden oder deutlich zu vermindern. Der andere tropft etwas von der Bachblüte Centaury in die Körpermilch oder ins Badewasser. Oder Sie berühren Ihre Ellbogen wie beim Verschränken der Arme, um sich energetisch abzugrenzen. Dieser Trick entstammt dem Jin Shin Jyutsu.

Prüfen Sie, ob Ihre Gewohnheiten Ihnen noch dienen. Falls ja: gut. Falls nein: Üben Sie sich im Loslassen. Wie kann das gehen? Gewohnheiten haben eine starke Tendenz, sich weiter verfestigen zu wollen. Wir müssen uns bewusst dafür entscheiden, sie zu verabschieden. Sonst wird das nichts. Und dann ist es noch schwierig genug. Nutzen Sie bewährte Hilfen zum Loslassen aus der Naturheilkunde (z.B. Bachblüten: Walnut oder JSJ: Innen- und Außenseite der Knöchel halten), Trennungs-Rituale und andere Unterstützungen, die Ihnen passend erscheinen.

Mit einem Beispiel will ich dazu beitragen, dass Sie sich vorstellen können, wie man eine Veränderung von Gewohnheiten im ersten Schritt angehen kann: die Frage nach dem rechten Maß beim Alkohol-Genuss. Sie taucht mit zunehmendem Bewusstseinsstand bei den meisten Menschen irgendwann auf. Dieselben Überlegungen können Sie natürlich mit allen anderen Gewohnheiten anstellen:

Wir starten mit direkten Fragen, beispielsweise: Wie bekommt es Ihnen, abends Wein zu trinken? Oder: Welche Menge tut Ihnen wohl? Lassen Sie ich Zeit. Probieren Sie verschiedene Antworten aus. Befragen Sie nicht nur Ihren Bauch, der Lust und Unlust spürbar macht, sondern auch Ihren Kopf, der die Kategorien “richtig” und “falsch” überprüft. Am Ende entscheidet das Herz unter Berücksichtigung von Bauch und Herz, ob etwas für Sie “gut” oder “schlecht” ist. Alle Ebenen haben ihre Berechtigung.

Grundsätzlich bin ich dafür, selbst bei klarem Geist zu bleiben, statt mir Drinks mit “Geist” einzuverleiben. Manchmal kann es notwendig erscheinen, sich die Sinne ein bisschen zu vernebeln. Der eine macht das mit Arbeit, der andere mit Netflix, der nächste mit Rauschmitteln. Es mag Lebensumstände geben, die erträgt man nur im Suff. Darüber dürfen wir nicht urteilen. Andererseits gibt es Asketen, die sich jeden Genuss verbissen verwehren. Sie sind vielleicht ein Muster an Selbstdisziplin, doch es entgeht Ihnen lebendige Sinnlichkeit.

Ganz gleich, wie Sie das handhaben wollen, treffen Sie diese Entscheidung bewusst.

Alkohol ist ein Nervengift. Sein Abbau hat Vorrang gegenüber allen anderen Verdauungsprozessen. Egal, was Sie gegessen oder getrunken haben – ZUERST kümmert sich Ihre Leber immer um den Alkohol. Falls Ihre Nerven gerade gut in Form sind und Ihre Entgiftung sonst wenig zu tun hat, können Sie sich das leisten. Sonst wäre ich eher zurückhaltend.

A propos Entgiften: Auf jeden Fall lohnt es sich, den Medienkonsum zu überdenken. Was Ihnen Angst einflößt, Sie in Empörung versetzt oder Sie auf das Maß eines Dreijährigen zusammenschrumpfen lässt, dient nicht Ihrer Stabilität.

Giftig sind zahlreiche Dinge, die wir täglich gedankenlos zu uns nehmen. Sie glauben, der Verbraucherschutz verhindert das? Leider nein. Er regelt nur, wie die Gifte gekennzeichnet werden müssen, damit die Hersteller aus der Haftung sind. Bringen Sie in Erfahrung, welche Zutaten in Ihrer Nahrung, welche Inhaltsstoffe in Ihren Pflege- und Reinigungsprodukten enthalten sind. Gehen Sie Schritt für Schritt dazu über, Schädliches gegen gesündere Varianten auszutauschen. Dabei hat es sich bewährt, einige Dinge selbst herzustellen. Das ist vielmals leichter als man denkt. Dadurch verfolgen Sie gleichzeitig Ihr Bestreben nach Autonomie.

Unabhängigkeit fördern

Aus psychotherapeutischer Sicht ist jede Bewegung in die Handlungsfähigkeit ein Gewinn. Je weniger wir dabei von äußeren Umständen abhängig sind, desto tiefgreifender ist das „Ich kann“-Erlebnis. Wählen Sie, in welchem Lebensbereich Sie starten wollen. Vielleicht stellen Sie eine Salbe her, oder Sie machen Ihr Waschmittel selbst.

Von meinem Verlustgefühl hinsichtlich des Besuchs im Italienischen Restaurant habe ich mich befreit, indem ich gelernt habe, super lecker Pizza zuzubereiten. Ganz nebenbei kann ich Zutaten weglassen, gegen die ich allergisch bin und vertrage den Genuss noch besser.

Nicht jeder hat alle Möglichkeiten, die folgenden Ideen in seinem Leben direkt umzusetzen. So ist die Auflistung nicht gedacht. Sie soll Anregungen geben, etwas im eigenen Wirkungskreis zu finden, das sich verändern lässt. Sämtliche Beispiele entstammen dem echten Leben:

    • Ein Mann, dessen Spinning-Kurs nicht mehr stattfindet, stellt sein Fahrrad zu Hause auf ein Band und trifft sich online zum Sport mit Freunden.
    • Eine Frau, die nicht mehr ins Schwimmbad gehen kann, errichtet einen kleinen Schwimmteich im Garten.
    • Ein Mann, der seine Kino-Besuche vermisst, legt sich für sein Heimkino eine Popcorn-Maschine zu.
    • Eine Frau, die ihre Freundinnen-Treffen im Café entbehrt, backt und lädt Mädels zu sich ein.
    • Ein Paar, das nicht mehr im Supermarkt einkaufen kann, findet einen freundlichen Hofladen in Bio-Qualität.
    • Ein Paar, dessen Friseur “auf Weltreise” ist, lässt die Haare wachsen und entwickelt kreative Varianten des Stylings.
    • Eine Frau, die nicht mehr Kleider shoppen gehen kann, gründet einen privaten Kleiderkreisel.
    • Ein Mann, der sich um die Grundversorgung sorgt, sammelt Regenwasser, erzeugt Strom und legt Holz für den Winter zurück.
    • Eine Frau, die Angst vor leeren Lebensmittelregalen hat, lernt wie man Gemüse einkocht.
    • Ein Paar, das sich vor unterbrochenen Lieferketten fürchtet, betreibt neuerdings Permakultur.
    • Ein Paar, das den Weihnachtsmarkt vermisst, lädt Freunde zu Glühwein und Bratäpfeln bei Adventsmusik und Kerzenschein ein.

Verstehen Sie das Prinzip? Es gibt immer eine Lösung, wenn wir pfiffig und anpassungsbereit sind. Manch scheinbare Notwendigkeit ist im Lichte betrachtet viel entbehrlicher als gedacht.

Wenn Sie natürlich glauben, vom Besuch öffentlicher Veranstaltungen hinge Ihr Lebensglück ab, kann man Sie damit ganz schön unter Druck setzen. Fragen Sie stattdessen doch mal im Freundeskreis herum, wer einen modernen Fernseher mit 3D-Technik hat (und wer eine Popcorn-Maschine!), wer ein Musikstück für Sie aufführen würde oder eine Weinprobe organisiert. Womöglich werden Sie feststellen, dass so eine private Gemeinschaft im kleinen Kreis viel persönlicher ist als die Anonymität in der SAP-Arena.

Natürlich sind wir von manchen Dingen abhängig, zum Beispiel davon, Luft zu atmen. Wenn wir das lassen, sterben wir. Nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge, Gähnen Sie herzhaft und genießen Sie die Fülle in Ihren Lungen. „Is klar“ werden Sie vielleicht sagen. Sie wissen ja, dass Sie atmen können. Das reicht nicht. Machen Sie es. Und atmen Sie bewusst. Ihr Körper muss die Fülle praktisch erleben, damit diese Wahrheit bei Ihnen leiblich ankommt. Sonst glauben Sie womöglich noch, jemand dürfe Ihnen aus irgendwelchen absurden Gründen den Mund zuhalten…

Falls Sie in einer „Ich-kann-nicht“-Schleife gefangen sind, lassen Sie sich trösten: Ja, wir werden alle sterben. Und dagegen kann man nicht das Geringste tun. Das erscheint für viele betrüblich. Man darf die eigene Sterblichkeit und die der anderen betrauern. So lange wir aber noch auf der Erde sind, nehmen wir das Leben in die Hand – so gut es eben geht. Und ein bisschen geht meistens.

Wenn man ihn lässt, zeigt der Körper ganz von selbst, dass er Regungen hat, die dem Leben dienen wollen. Sogar währende wir uns in einem Zustand der Starre befinden, gibt es lebendige Anteile, die sich durch Bewegungsimpulse zeigen. Heben Sie nur den kleinen Finger, sobald Sie den körperlichen Impuls dazu verspüren. Nicht früher. Der Impuls kommt. Keine Sorge.

Lebendiges Leben erleben

Gibt es ein Leben vor dem Tod? Das ist leider keine Selbstverständlichkeit. Sorgen Sie dafür, dass Sie das Blut in Ihren Adern spüren, dass Lebensfreude durch sie hindurch strömt, dass Sie sich körperlich und seelisch-geistig als lebendig wahrnehmen. Wie bemerken Sie, dass Sie am Leben sind? Wodurch können Sie dieses Erleben verstärken? Das darf jeder nach seiner Fasson handhaben.

Wertvolle Gelegenheiten sind fast zu alltäglich, um sie zu bemerken: im sinnlichen Erleben beim Schmecken, Riechen, Fühlen, Hören und Sehen. Nutzen wir z.B. unsere Nahrungsaufnahme in diesem Sinne, indem wir den Duft der Speisen in uns aufnehmen, ihre Beschaffenheit im Mund erspüren und ihren Geschmack auf uns einwirken lassen.

Körperliche Betätigung ist eigentlich eine einfache Chance, sich als lebendig wahrzunehmen. Leider, leider werden wir von Kleinauf dazu gedrillt, mehr auf das Steigern der Leistung zu achten, als auf unser leibliches Empfinden. Wir schalten die Körperwahrnehmung beim Sport eher aus. Das ist schade. Vielleicht möchten Sie bei Ihrem nächsten Waldlauf oder beim Radfahren einmal darauf achten, wie sich Ihr Körper anfühlt, während Sie sich bewegen. Wettkampfsport ist für solche Übungen ungeeignet. Sie müssen sich schon auf sich selbst konzentrieren können.

Ich greife gerne auf kraftvolle Musik zurück, die mir direkt in die Beine geht und mich zum Tanzen auffordert. In meinem ganz persönlichen Tanzstil flattere ich mit Freude und Elan durch den Raum. Dazu brauche ich keine Disko. Das ist Lebendigkeit auf der leiblichen Ebene.

Emotionen sind ebenfalls Ausdruck von Lebendigkeit. Wenn wir ihnen allerdings ausgeliefert sind wie ein Kind, dienen sie uns nicht. Mit fortgeschrittenem Bewusstseinsgrad können wir von ihnen zurücktreten, wie hinter einen tropischen Wasserfall und die vorbeirauschenden Emotionen beobachten. Dann können wir unsere Gemütsregungen einsortieren, bewerten und regulieren. Wir haben eine Emotion. Wir sind nicht diese Emotion.

Falls Sie den Unterschied nicht nachvollziehen können, ist das ein guter Anlass, das Verbinden von Emotionen und Verstand zu kultivieren. Da die innere Abhängigkeit oft ein Ausgeliefertsein an emotionale Regungen ist, schlagen Sie hier zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie werden weniger anfällig für Manipulation und für ein willensschwaches Dazugehörenwollen um jeden Preis.

Licht und Schatten integrieren

Das Regulierenkönnen von Emotionen ist eine Voraussetzung dafür, dass wir uns unseren Schatten zuwenden. Es geht um verdrängte Erlebnisse und um die tief verankerten Rückschlüsse, die wir über uns, unsere Mitmenschen und das Leben an sich daraus gezogen haben. Oft sind dabei heftige Ängste im Spiel. Sofern wie sie regulieren können, muss uns das nicht schrecken.

Für Menschen mit Trauma in der Biografie empfehle ich einen wachen Umgang mit der eigenen Psyche. Nicht jede Methode der Schattenarbeit ist für Sie geeignet. Und nicht jeder „spirituelle Begleiter“ weiß, was er bei Ihnen anrichtet, geschweige denn, wie man bei Bedarf eingreifen kann, um Schaden durch (Re-)Traumatisierungen zu vermeiden. Wenden Sie sich im Zweifel an vertrauenswürdige Fachkräfte.

Sich der Gründe für die Entstehung von selbstschädigenden Glaubenssätzen bewusst zu sein, die Unterschiede zu der Situation heute zu benennen und dabei ganz hart an der Realität zu bleiben, nützt Ihnen mehr als eine eso-mäßige Friede-Freude-Eierkuchen-Haltung mit Einhörnern und Feenstaub. Unserem Unterbewusstsein können wir nichts vormachen. Hier müssen wir alle in die Tiefe. Finden Sie Ihren Weg dafür. Manche wenden sich an ihr Tagebuch als geduldigen Zuhörer, andere tauschen sich mit einem Freund oder dem Lebenspartner aus. Vorsicht: Er ist nicht Ihr Therapeut! Falls es Rollenverwicklungen gibt, oder Sie den Eindruck gewinnen, der Bewusstseinsprozess nimmt zu viel Raum in ihren privaten Beziehungen ein, verlagern Sie einen Teil der Gespräche in einen professionellen Rahmen.

Wollen Sie parallel Ihr Licht scheinen lassen? Das ist eine gute Idee! Ersetzen Sie die ausgedienten Glaubenssätze durch neue. Entlassen Sie das Alte in Würde und Wertschätzung. Es hatte seinen Zweck zu seiner Zeit. Prüfen Sie mit Ihrem heutigen Weltblick bei neuen Glaubenssätzen kritisch jedes einzelne Wort.

Betrachten wir beispielhaft das Mantra „Ich bin ein wunderbarer Mensch“. Es beinhaltet die Tatsache, dass ich bin. Und dass ich ein Mensch bin. Dagegen kann das Unbewusste kaum etwas einzuwenden haben. Und wenn es Ihrem Empfinden nach passt, ist das Wort „wunderbar“ ganz wunderbar.

Aus meiner Warte fügt es sich hervorragend in diesem Satz: wunder-bar. Ein Wunder wird (offen-)bar. Es entblößt sich vor unseren Augen. Genau. Im Menschsein wird ein Wunder offenbar. Jede Zelle in mir nickt. Wenn das bei Ihnen ebenso ist, passt der Satz für Sie. Sonst formulieren Sie ihn so lange um, bis Sie dem Wortlaut guten Herzens wirklich zustimmen können.

Gleichgesinnte finden

Durch viele Freundschaften gehen Risse. Häufig tritt jetzt deutlich zutage, was schon länger nicht mehr ganz gepasst hat. Klärungen führen manchmal zum tieferen Verständnis oder zur Einsicht, dass eine Trennung ansteht. Leider sind die Fronten zuweilen so verhärtet, dass Sprechen keine Lösung bringt. Mitgefühl und Verständnis können nur wirksam werden, wenn die Bereitschaft da ist, die Sicht des anderen zumindest einen kurzen Moment lang einzunehmen. Diesen Perspektivenwechsel zu wagen und die eigene Blickrichtung zu ändern, ist ein mutiger Akt.

Dennoch liegt es nicht immer an Feigheit, wenn jemand diesen Schritt nicht geht. Aus psychologischer Sicht gehört ein „Mentalisierungsgrad“ dazu, der einen bestimmten Bewusstseinsstand erfordert. Und dieser ist nicht selbstverständlich. Im Gegenteil.

Sehr viele Menschen wurden als Kind daran gehindert, diese natürliche Fähigkeit zu entwickeln. Sie bleiben in ihren Emotionen stecken und kommen nicht an den Punkt, Ihren Verstand vernünftig zu gebrauchen. Schlimmer noch: Sie wissen nichts von diesem Unvermögen und man kann ihnen kaum vermitteln, was Ihnen fehlt. Weil es um eine andere Dimension des Bewusstseins geht.

Der griffigste Vergleich, den ich dazu gehört habe, war ein Bild: Eine Linie weiß nicht, wie es ist, eine Fläche zu sein, und eine Fläche hat keine Ahnung vom Würfel.

Wenn Sie eine Fläche sind, seien Sie bitte gnädig mit den Linien um Sie herum. Während Sie als Fläche eine Linie begreifen, weil sie selbst aus Linien bestehen, wird die eindimensionale Linie mit der zweiten Dimension nichts anfangen können. Prüfen Sie, ob Sie sich auf weniger Dimensionen beschränken wollen, um eindimensionale Menschen in Ihrem Leben zu behalten. Es besteht berechtigte Hoffnung, dass sie sich weiterentwickeln werden. Die Entscheidung kann durchaus zukunftsträchtig sein, wenn der Abstand nicht zu groß ist.

Als Würfel werden Sie Freundschaften mit anderen Würfeln, mit Quadern, mit Kugeln und mit Kegeln entspannen und anregen. Verbindungen mit Flächen – egal ob Quadrat, Kreis oder Dreieck – sind eine Herausforderung und bedürfen einer Beschränkung Ihrerseits. Mit Linien – ganz gleich ob sie geschwungen oder kerzengerade verlaufen – werden Sie viel Energie zur Überwindung der Differenz aufbringen müssen. Ihr eigenes Wachstum fördern solche Beziehungen natürlich nicht. Falls Sie sich noch ein bisschen verausgaben wollen, nur zu!

Es gibt so etwas wie „spirituelle Arroganz“, die einen in kraftraubenden Auseinandersetzungen hält: Man aalt sich in Überlegenheit und freut sich am eigenen fortgeschrittenen Zustand, während man auf andere herabblickt, die anscheinend noch nicht so weit sind. Entweder man schweigt und bedauert den anderen. Oder man versucht ihn zu belehren. So richtig fortgeschritten sind beide Verhaltensweisen nun auch nicht…

Ich setze auf das kluge Haushalten mit meinen Ressourcen. Meine Energie ist begrenzt. Gerade in anstrengenden Zeiten wähle ich mit Bedacht, wem ich meine Aufmerksamkeit schenke und lasse Energieräuber nicht zum Zug kommen – weder beruflich noch privat. Wenn ich einmal von meinem Grundsatz abweiche, erinnert mein Körper mich freundlicherweise an die erforderliche Kurskorrektur mithilfe von signalträchtigen Beschwerden.

Nicht immer muss eine Trennung die Folge eines Entwicklungsunterschieds sein. Entwicklungen laufen nun mal nicht synchron. Manchmal reicht es, eine kleine Beziehungspause einzulegen, etwas auf Abstand zu gehen oder die Frequenz der Kontakte zu verringern.

Bei einer ganzen Menge von Menschen wird genau aus diesen Gründen gerade jetzt Zeit und Energie frei für neue Verbindungen. Finden Sie ein Umfeld, das heute zu Ihnen passt. Gestalten Sie mit diesen Menschen Ihre Gegenwart und legen Sie gemeinsam mit ihnen Grundsteine für eine glückliche, freie und selbstbestimmte Zukunft. 

Ich sammle derzeit Menschen um mich, welche die Einzigartigkeit des Menschen ehren und die in Gemeinschaften leben wollen, in denen jeder er selbst sein kann, um seine einzigartigen Gaben zum Wohle aller in die Welt zu bringen, statt sich stromlinienförmig der Mehrheit anzupassen und in ihr zu verschwinden. Aber das ist nur meine Ausrichtung. Sie finden Ihre eigene.

Stärkungsmittel einsetzen

Finden Sie, was Sie nährt – im übertragenen Sinne, aber nicht nur. In Krisenzeiten denken wir leider viel zu selten an die einfachsten Dinge.

Füttern Sie Vitamine und Mineralien zu, damit nicht auch noch Ihr Körper im Notstand ist. Ein Multipräparat (bitte ohne künstliche Süßstoffe) nimmt Ihnen zähe Einzelentscheidungen ab. Zumindest im Winterhalbjahr braucht es zusätzlich Vitamin D. 7.000 IE pro Tag dürfen es schon sein. Neben all den körperlichen Vorteilen hebt das Sonnen-Vitamin zusätzlich die Laune. Vitamin C und Magnesium sind großvolumige Substanzen, deshalb sind sie in Multipräparaten grundsätzlich nicht in ausreichender Menge vorhanden. Ergänzen Sie Vitamin C aus pflanzlicher Quelle, z.B. Acerola, und bei Anspannung, Krampfneigung oder Verstopfung zudem Magnesium.

Ihr Körper besteht zu 80 % aus Wasser. Was Sie trinken, wird zum Bestandteil Ihres Leibes – nicht nur im Blut und in der Lymphe, sondern in jeder Zelle und in den Zellzwischenräumen. Wenn wir Getränke in uns hineinschütten, die unser Körper nicht gut aufnehmen kann, bleiben wir trotz großer Menge durstig und die Nährstoffe fehlen. Wählen Sie deshalb ein Wasser von bester Qualität. Falls der Wasserhahn Ihr Zapfhahn ist: Machen Sie sich kundig, was in Leitungswasser enthalten ist, und entscheiden Sie dann bewusst, ob Sie das in Ihrem Körper haben wollen.

Stärkend können je nach Veranlagung Bewegung und/oder Entspannung in unterschiedlichen Gewichtungen sein. Lauschen Sie auf Ihren Körper. Zwingen Sie ihm nicht Ihren Willen auf, sondern betrachten Sie ihn als Verbündeten auf dem Weg in eine gesunde Balance aus Action und Hängematte.

Sorgen Sie für ausreichend Schlaf. Was für Sie “ausreichend” ist, darf höchst individuell sein. Nicht die Uhr ist die Richtschnur, sondern Ihr persönliches Wohlbefinden. Ohne genügend Schlaf ist jede andere Maßnahme nur halb so wirksam. Der Körper braucht diesen Zustand für die seelische, geistige und körperliche Erholung, zum Genesen und Gesundbleiben. Holen Sie sich bei Bedarf Hilfe. Es lohnt sich.

Bestimmt gibt es Beschäftigungen, die Ihnen wohltun. Für den einen sind das lustige Filme, für den anderen das Telefonat mit der Schwester, ein heißes Bad oder ein Spieleabend unter Freunden. Pflegen Sie diese Kraftspender. Vielleicht schreiben Sie auf, was Ihnen Energie gibt, um bei Bedarf auf Ihre Aufzeichnungen zurückgreifen zu können. Wenn wir es am nötigsten haben, fällt uns oft das Allernaheliegendste nicht ein.

Natur wiederentdecken

Den Begriff Natur hätte ich bei verschiedenen Punkten weiter oben einfügen können. Eine gute Beziehung zur Natur erfüllt gleich mehrere wichtige Aufgaben in dieser Zeit. Der Grund, waarum ich sie einzeln aufführe, liegt im Grundsätzlichen: Natürlichkeit darf sich als Thema durch alle Lebensbereiche ziehen.

Falls Sie sich mit künstlichen Duftstoffen einbalsamieren, ein Mittagessen voller Konservierungs- und Farbstoffe verzehren und den ganzen Tag unter LED-Licht sitzen, ist der Spaziergang im Wald kein hinreichender Ausgleich. Natürlichkeit ist kein punktueller Lifestyle, sondern ein Grundbedürfnis. Richten Sie Ihr Augenmerk darauf, was in Ihrem Leben natürlich ist und was künstlich – vielleicht werden Sie sich wundern.

Wenn wir uns an die Natur halten, gewinnen wir beispielsweise über die Naturheilkunde nicht nur wertvolle Heilmittel, sondern gleichzeitig unser Urvertrauen zurück. In der Natur erleben wir, dass alles vorhanden ist, was wir brauchen. Wir sind gesund oder erfahren Heilung, ohne dass uns die Nebenwirkungen der Medizin umbringen.

Ich möchte und darf niemanden davon abbringen, seine schulmedizinischen Arzneien einfach abzusetzen, das wäre töricht. Stattdessen kann ich Sie ermutigen, gemeinsam mit fachkundiger Unterstützung nach natürlicheren Wegen zu suchen.

Denken Sie, ohne Standard-Therapie ginge es nicht, weil Sie wenig von anderen Methoden hören, die erfolgreich gewesen sind? Dann möchte ich ein persönliches Erlebnis mit Ihnen teilen: Vor einigen Jahren wollte ich in einer Selbsthilfegruppe von meinem eigenen Umgang als Patientin mit einer angeblich unheilbaren Erkrankung berichten. Mir wurde der Mund verboten. Der betreuende Arzt erlaubte es nicht, dass ich mich frei äußere. Seine Begründung: Damit sich niemand „falsche Hoffnungen“ macht und so übermütig wird, ebenfalls nach Auswegen aus der Abhängigkeit von den Produkten der Pharmaindustrie zu suchen. Der Maulkorb hielt mich davon ab, die Gruppe zu besuchen.

Ein Einzelfall? Wohl kaum. Auf allen Ebenen wird zensiert, was das Zeug hält. Das kann ich aus meiner Innensicht nach 10 Jahren Fachjournalismus für Medizin und Gesundheit nur bestätigen. Offen für Naturheilkunde zu sprechen und schulmedizinische Therapien infrage zu stellen, ist der redaktionelle Freitod im Mainstream und ein Eiertanz in den „alternativen“ Medien. Sie lesen praktische keine ehrlichen Meinungen und klaren Stellungnahmen dazu. Auch von mir nicht.

In verschiedenen Lebensbereichen tun wir alle gut daran, uns wieder der Natürlichkeit anzunähern: hinsichtlich der Ernährung, in Fragen der Verhütung, für Ihre Kleidung und Heimtextilien, in Sachen Baubiologie, bezüglich Ihrer Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände und, und, und.

Wie weit wir uns von der Natur entfernt haben, ist für mich erschreckend. Ich bin ein Stadtkind. Für mich waren Erbsen etwas, das in Dosen wächst, und zwar im Verbund mit Möhrchen. Nein, ich will nicht zurück auf den Baum. Hören wir endlich auf, in Schwarz und Weiß zu denken, besinnen wir uns auf fließende Übergänge und organische Entwicklungen, so wie sie in der Natur üblich sind.

Sich Zeit nehmen

Auch und besonders in Krisen brauchen wir Phasen der Ruhe und Erholung, des inneren Wachstums, in denen im Außen noch nicht viel zu sehen ist. Veränderungen gehen manchmal von jetzt auf gleich, oft brauchen sie hingegen Zeit. Üben Sie sich in Geduld. Das geht um so leichter, je überzeugter Sie von der Sinnhaftigkeit einer Veränderung sind. Dann verweilen Sie an der einen oder anderen Stelle ein Bisschen, ohne dem Wahnsinn anheim zu fallen.

Werden Sie sich der Zeit bewusst. Für uns Menschen sind Abläufe und Reihenfolgen wichtige Strukturen, die uns Halt und ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Muster zu erkennen, die uns von früher oder aus anderen Zusammenhängen vertraut sind, kann sehr beruhigend wirken.

Stopfen Sie Ihren Tag nicht von früh bis spät mit Verpflichtungen und Erledigungen voll. Gerade jetzt brauchen Sie vielleicht mehr Raum für Rückzug. Nehmen Sie sich diesen. Ja, ich weiß: Es brennt überall und Sie müssen löschen. Doch Sie hetzen mit einem löchrigen Eimer umher, statt ihn erst einmal zu reparieren oder auszutauschen und dann viel geordneter weiterzumachen. Womöglich bemerken Sie dann, dass noch andere Menschen mit Eimern unterwegs sind, mit denen Sie sich zusammentun können.

Die Zeitqualität zwingt uns ins Bekennen von Eigenem. Kompromisse werden immer schwieriger durchzuhalten. Ob wir das wollen oder nicht, gehen wir kollektiv in die Aufrichtigkeit. Jeder in seinem eigenen Prozess. Das kann anstrengend sein und erfordert ein wachsendes Maß an Bewusstheit. Aber letztlich wird dieser Weg für viele von uns in eine ehrlichere und authentischere Zukunft führen.

Wenn wir mehr bei uns sind und unseren eigenen Werten folgen, wenn es selbstverständlich wird, das Selbst zu verwirklichen, statt fremden Vorstellungen hinterherzulaufen, dann wird unser Sein deutlich leichter, erfüllender und freier. Das wünsche ich uns allen.

Und in der Zwischenzeit? Lassen wir uns einfach nicht verrückt machen.

Text: Petra Weiß
Foto: Bärbel Gast / pixelio.de

Danke schön

Herzlichen Dank an alle Leser, die meine freiberufliche Tätigkeit durch einen Energieausgleich würdigen. Ich liebe die Arbeit an Texten. Mir macht es Freude, mein psychologisches Wissen, meine Praxis-Erfahrungen und meine Überlegungen mit Ihnen zu teilen. Gleichzeitig habe auch ich alltägliche Bedürfnisse wie ein Dach über dem Kopf und etwas Sojasahne im Kühlschrank. Daher bitte ich Sie, freiwillig einen angemessenen Energieausgleich zu leisten:

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Zur Autorin

Schreibkunst Redakteur PR-Text
Petra Weiß ist Heilpraktikerin und psychologische Beraterin. Ihre Liebe zur Sprache begleitet sie schon ihr Leben lang. Sie hat zahlreiche Beiträge in Print und Online veröffentlicht. Seit Sommer 2020 gibt Sie die Zeitschrift “Weißheiten: vom Ich zum Selbst” heraus.

Thuja: Masken und Spaltung

Der Beschäftigung mit homöopathischen Mitteln und ihren charakteristischen Merkmalen habe ich zum Gutteil mein Verständnis für individuelle Erscheinungen und gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zu verdanken. Gerne teile ich heute meine Erkenntnisse über Thuja mit Ihnen.

Die Pflanze ist Ihnen sicher schon begegnet: Gerade in Deutschland haben wir eine Vorliebe dafür, unsere Grundstücke durch eine Thuja-Hecke uneinsichtig zu machen. Wir verstecken unsere kleinen Geheimnisse gerne hinter dem immergrünen Nadelgehölz.

Was im Verborgenen bleiben soll, kann bei Menschen mit Thuja-Konstitution eine wichtige Rolle spielen. Lügen, Betrug und Verrat als Dreh- und Angelpunkte in der Lebensgeschichte sind ein Hinweis auf das Mittel in der Anamnese. Und umgekehrt, geraten wir alle – unabhängig von unserer Veranlagung – in thuja-artige Zustände, wenn wir von Heimlichkeiten umgeben sind.

Geheimnisse und Tabus

Familiengeheimnisse, auf denen ein Tabu lastet, erinnern mich an Thuja. Mir sind schon mehrfach Menschen begegnet, in deren Sippe eine falsche Vaterschaft aufgedeckt wurde. Für alle Beteiligten kann man prüfen, ob das Mittel angezeigt ist, um die Nachwirkungen des Identitätsbetrugs aufzulösen. Glauben Sie, das sei ein Ausnahme-Phänomen? Falsch gedacht. Es wird nur nicht darüber gesprochen. Experten gehen von 10 % „Kuckuckskindern“ in unserer Gesellschaft aus.

Scham und Schuldgefühle sind häufig mit der Lüge und dem Betrug verknüpft. Der Betrogene schämt sich, dass er jemandem auf den Leim gegangen ist. Aber auch der Betrüger schämt sich oft für sein Tun und noch mehr für dessen Ursache. Denn es muss ja Gründe geben, warum solch eine gewaltige Lebenslüge in die Welt gesetzt wird. Ein “nicht standesgemäßer” Vater, eine abweichende Kaste oder Religionszugehörigkeit, ein Ehebruch, eine Vergewaltigung oder ein Missbrauch sind Nährböden, auf denen Thuja-Geschichten wachsen.

Keine Mutter gibt leichtfertig einen falschen Vater an. Und kein Vater verzichtet frohen Mutes auf die Rechte an seinem Kind. Wir sind von Natur aus mit unserem Nachwuchs aufs Engste verbunden. Der Schmerz, vom eigenen Spross getrennt zu werden, ist für seelisch gesunde Eltern schwer verkraftbar. Und gleichsam übernimmt kaum jemand freiwillig die Verantwortung für die Nachkommenschaft anderer.

Anmaßung

Aus Sicht der systemischen Familientherapie liegt in der bewussten Annahme eines Buben oder Mädchens an Kindesstatt eine erhebliche Anmaßung („Ich bin besser als der echte Vater.“), solange das leibliche Elternteil am Leben ist. Diese Anmaßungen sieht man in frühen Stadien einer Thuja-Entwicklung im Verbund mit Herrschsucht. Einen kleinen Menschen befehligen zu dürfen, kann dem Thuja-Stiefvater möglicherweise als angemessene Entlohnung für seinen Einsatz dienen. 

Was auch immer sich die Beteiligten davon versprechen: Derlei Scharaden führen selten in ein harmonisches Familienleben. Verschworene Gemeinschaften mögen im Fernsehdrama einen gewissen Unterhaltungswert haben. Im echten Leben führen solche Verstrickungen zwischen leiblichen Eltern und angeblichen so lange zu Schuld und (unbewusster) Sühne, bis das Schweigegelöbnis endlich gebrochen wird. Die Wahrheit kommt immer ans Licht. Und in diesen Zeiten mehr denn je. 

In den allermeisten Fällen wird hingegen eine mehrfache Täuschung vorliegen: Ein ahnungsloser Mann und ein treugläubiges Kind werden hinters Licht geführt. Solche Schatten wirf Thuja.

Zweifel, Verzweiflung, Zwietracht

Wenn man genauer nachfragt, hat es durchaus Momente gegeben, in denen Zweifel aufkamen. Etwas war unrund, Erlebnisse und Aussagen passten nicht zusammen, Verhaltensweisen waren merkwürdig, Emotionen der angeblichen Verbindung nicht gemäß. So ein Zwiespalt zwischen der gefühlten Wahrheit und einer erdachten „Story“ ist typisch für Thuja. „Da bin ich zweigeteilt.“ ist ein Ausspruch, der häufig fällt.

Ver-zweiflung und Zwietracht zeigen schon vom Wortsamm her die Verbindung zu Thuja. Bemerkenswert finde ich, dass in der japanischen Heilkunst Jin Shin Jyutsu genau diese Themen mit demselben Griff (Hände auf dem hinteren Beckenkamm) behandelt werden, wie Probleme im Unterleib (siehe weiter unten: sexuelle Themen).  Die sprichwörtliche Thuja-Teilung zeigt sich hin und wieder ganz offen z.B. in Haarspaltereien, Spliss oder einem gegabelten Harnstrahl.

Maskerade

Genauso charakteristisch wie der Zweifel ist der Umgang damit: das Wegsehen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wird das ungute Gefühl gar nicht erst zugelassen, geschweige denn der Sachverhalt mit der gebotenen Skepsis hinterfragt. Man tut einfach so, als sei alles ganz normal, und versucht, sich nicht durch unbedachte Äußerungen zu verraten. Dadurch werden die Äußerungen im Wort, aber auch in der Mimik und Gestik unnatürlich, die Bewegungen wirken irgendwie hölzern, das Lächeln aufgesetzt.

Im Laufe der Jahre wird die Maske immer undurchschaubarer. Das um jeden Preis zu bewahrende Geheimnis steht der freien Entfaltung natürlicher Regungen im Wege. Der zwischenmenschliche Kontakt wird schwerfällig bis unmöglich. In ihrer ausgeprägten Erscheinung verursachen Thuja-Zustände soziale Phobien und Thuja-Anlagen ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörungen.

Die Betroffenen entwickeln die fixe Idee, dass niemand sie mögen würde, der weiß, wer oder wie sie wirklich sind. Und dabei wollen sie doch unbedingt „dazugehören“. Dafür lügen sie sogar über ihre Lebensumstände, wenn es aus ihrer Sicht sein muss. Derart tief verwurzelt ist ihre Überzeugung, dass mit ihnen etwas Wesentliches nicht stimmt.

Natürlich(e) Liebe?

Vielleicht liegen sie zuweilen gar nicht so daneben mit der Notwendigkeit zur Geheimniskrämerei. Sexuelle Perversionen und Geschlechtskrankheiten sind ein Schwerpunkt im Arzneimittelbild von Thuja. Die Patienten haben keinen natürlichen Bezug zu ihrem Körper, wirken verklemmt und suchen Befriedigung in abartigen Vorstellungen.

Vor einigen Jahren habe ich einen Beamten erlebt, der mich beim Gespräch zu einem Antrag, der von seiner Zustimmung abhing, in der Amtsstube mit seinen Phantasien belästigt hat. Solche Machtverhältnisse nutzen Thuja-Menschen aus. „Schamlos“ will ich nicht schreiben, denn ich denke, sie schämen sich durchaus. Der Mann ist mir noch mehrmals auf der Straße begegnet, und er hat stets den Blickkontakt vermieden.

Wir kultivieren heute die vollkommene Verwirrung über Sexualität. Alles scheint erlaubt zu sein. Was früher als pervers galt, wird zum neuen Ideal erhoben. Pornografie zerstört den unbefangenen Bezug zum körperlichen Beisammensein und zerrt das Intimste ins Scheinwerferlicht. Wer einfach nur zärtlich und leidenschaftlich mit seinem Partner sein will, fühlt sich als überholte Spezies im regenbogenfarbenen Durcheinander der Geschlechter. Manche Veränderungen in der öffentlichen Wahrnehmung mögen fortschrittlich sein. Gesund für die seelische Entwicklung der Menschen ist der Mangel an Orientierung über die eigene Identität wahrlich nicht.

Mir kommt der Verdacht, dass im bunten Reigen der Tabu-Brüche der Schritt zur Legalisierung von sexualisierter Gewalt und zur Akzeptanz von Missbrauch eines Tages nicht mehr groß sein wird. Schaut man unter Thuja-Gesichtspunkten auf die Entwicklung, könnte man meinen, das sei kein Zufall.

Meister der Manipulation

Das Ränkeschmieden gehört bei Thuja zum guten Ton. Wer sich selbst für unwert hält, wird seine Bedürfniserfüllung nicht auf geradlinigem Weg zu erlangen versuchen. Mit List und Tücke wird er seine Mitmenschen beeinflussen und in Richtungen drängen, die seinen Wünschen entsprechen.

Thuja-Menschen sind Meister der Manipulation. Sie beherrschen die gesamte Klaviatur der emotionalen Erpressung bravurös. Schmeicheln und Jammern dienen ihnen zum Erreichen ihrer Ziele. Das mitfühlende Umfeld eilt zur Hilfe und bemerkt gar nicht, wie es gelenkt und gesteuert wird.

Dass Sie ausgerechnet jetzt etwas über Thuja von mir lesen, hat damit zu tun, dass ich thuja-ähnliche Erscheinungen bemerke und solche, die dazu angetan sind, Thuja-Zustände auszulösen.

Persönlichkeitsspaltung

Die Spaltung in unserer Gesellschaft wird offenkundig. Vielleicht befinden wir uns kollektiv in einem Thuja-Zustand: Während wir ganze Bevölkerungsgruppen vom gesellschaftlichen Leben ausschließen, beteuern wir den gemeinsamen Wert der Solidarität. Was für eine Schizophrenie! Übrigens ist sie ebenfalls ein Thuja-Symptom.

Um nur ja nicht ausgeschlossen zu werden, machen manche Menschen jede Vergewaltigung mit – als Opfer und als Täter. Und wenn sie aus scheinbar edlen Gründen (Selbstaufwertung) zum Märtyrer geworden sind, müssen alle anderen sich ebenfalls fügen. Diese Thuja-Logik zeugt von einem schwachen Selbstwertgefühl und im Einzelfall von einem gar nicht vorhandenen Selbstgefühl. Thuja-Menschen halten sich für falsch und verkommen. Sie fürchten ständig, dass sie jemand eines Verbrechens überführt und sie damit aus dem unverdienten Stand der Gnade herausfallen.

Feige Helden

Strafbare Verfehlungen kann man dieser Tage recht einfach begehen, indem man sich auf eine Parkbank setzt, indem man seinem Mitmenschen die Hand gibt oder ihn gar umarmt. Selbstberufene Hobby-Richter, die den Frevel mit leidenschaftlicher Verachtung für das Urmenschliche ahnden, muss man nicht lange suchen. Unter diesen Umständen gedeihen verdrehte („perverse“) Weltsichten wie die typischen Thuja-Warzen in Blumenkohl-Optik oder der Thuja-Hautpilz, der in der dunklen Feuchtigkeit der sogenannten Schamregion vortrefflich sprießt. Die Bezeichnung “Feig-Warzen” erhält bei der Gelegenheit eine erweiterte Bedeutung.

Später werden sich die Blockwarte und Denunzianten genauso verdünnisieren, wie die Augenbrauen von Thuja-Patienten, die nach außen dünn werden und allmählich verschwinden oder wie das typische Murmeln am Ende eines Satzes, das beim Gespräch mit Menschen im Thuja-Zustand auffällt.

Doch heute genießen sie ihre Macht. Und das hat Wirkung auf ihr Umfeld. Mir ist mehrfach begegnet, dass Leute erwägen, sich entgegen ihrer wohl begründeten Überzeugung einer aus ihrer Sicht unnötigen und zudem gefährlichen Behandlung auszusetzen, um nur nicht „ins soziale Abseits“ zu geraten. Selbst vor illegalen Handlungen schrecken einige nicht zurück. Diese müssen sie dann natürlich wieder verheimlichen. So zieht Thuja seine Kreise.

So ein Zufall!

Schallend gelacht habe ich bei dem an sich ernsten Thema, als mir bewusst wurde, welche Ironie des Schicksals darin liegt, dass Thuja in der Homöopathie DAS Mittel für „schlimme Folgen von Impfungen“ ist und auch für „ausbleibende Impfreaktionen“.

Womit wir bei einem heißen Tabu-Thema wären. So schließt sich der Kreis zum Eingang dieses Beitrags. Also nehme ich ein Thuja-Kügelchen in C1000 und behalte meine Meinung schön für mich. Aber erheitert sein darf ich schon über den „Zufall“.

Ich möchte niemanden ermutigen, sich auf Verdacht und ohne fachmännische Beratung homöopathische Mittel einzuverleiben. Fragen Sie lieber jemanden, der sich damit auskennt. Für sich im stillen Kämmerlein darf Einjeder prüfen, ob er Thujanisches an sich bemerkt. Die Erkenntnis dient dem Bewusstseinsprozess des Einzelnen und damit der Entwicklung der Menschheit. Danke für Ihren Beitrag dazu. 

Text: Petra Weiß
Foto: Thomas Scholz / pixelio.de

Danke schön

Herzlichen Dank an alle Leser, die meine freiberufliche Tätigkeit durch einen Energieausgleich würdigen. Ich liebe die Arbeit an Texten. Mir macht es Freude, mein psychologisches Wissen, meine Praxis-Erfahrungen und meine Überlegungen mit Ihnen zu teilen. Gleichzeitig habe auch ich alltägliche Bedürfnisse wie ein Dach über dem Kopf und etwas Sojasahne im Kühlschrank. Daher bitte ich Sie, freiwillig einen angemessenen Energieausgleich zu leisten:

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Zur Autorin

Schreibkunst Redakteur PR-Text
Petra Weiß ist Heilpraktikerin und psychologische Beraterin. Ihre Liebe zur Sprache begleitet sie schon ihr Leben lang. Sie hat zahlreiche Beiträge in Print und Online veröffentlicht. Seit Sommer 2020 gibt Sie die Zeitschrift “Weißheiten: vom Ich zum Selbst” heraus.

Nur zum Besten

Wenn ich mir Gedanken darüber mache, wohin die Menschheit gerade läuft, fallen mir Muster im Alltäglich auf, die sich auf gesamtgesellschaftliche Entwicklungen übertragen lassen. Darf ich Sie zu einer kleinen Analogie einladen?

Im Sommer hat mein Haus einen neuen Anstrich bekommen. Und viel mehr als das: Die Stätte meines Wirkens und Wohnens wurde meinem Stil angeglichen. Als klassisch-sinnlicher Typ mag ich es echt und harmonisch. Darum ist der Sandstein jetzt wieder sandsteinfarben und nicht mehr grau. Der schöne Bruchsteinsockel wurde von dem unpassenden Verputz befreit und restauriert. Briefkasten und Klingelknopf sind gegen geschmackvollere Varianten ausgetauscht worden. Das ehrwürdige Gebäude erfährt auf diese Weise eine Renaissance. Und zwar nicht, weil es eine kostbare Villa ist oder ein schickes Loft, sondern weil es genau das alte Bauernhäuschen ist, als das es 1891 erbaut wurde.

Verstehen Sie die Bedeutung, die diese Rückkehr zum Ursprung für mich hat? Meine Vorbesitzer hatten versucht, aus dem altmodischen Schätzchen eine moderne Doppelhaushälfte zu machen. Das zugemauerte Fenster in der Praxis und mein Badezimmer mit großen Kacheln in leuchtendem Orange zeugen noch von dem Gewaltakt. Das Fenster wird in den Weihnachtsferien „rückgebaut“. Fürs Bad liegen Ornament-Fliesen in Anthrazit und gebrochenem Weiß bereit. Schritt für Schritt kehrt der alte Charme zurück.

Anpassungen an den Zeitgeist, welche das Wesentliche nicht achten, zerstören die Harmonie. Es geht nicht darum, sich dem Fortschritt zu verweigern. Ich heize mit Gas und bin froh, dass überall fließend warmes Wasser läuft. Mein Anliegen ist es, das Wesen zu erkennen, wertzuschätzen und zu seiner Entfaltung zu verhelfen.

Was für so ein Haus gilt, trifft auch auf dem Menschen zu. Jeder von uns ist einzigartig. In seinem Wesenskern ist nichts grundsätzlich Falsches, das verbessert werden müsste. In jedem liegt ein Schatz mehr oder weniger verborgen. Diese Schätze zu heben, ist das große Abenteuer der Persönlichkeitsentwicklung. Modern könnte man von Potentialentfaltung sprechen. Ich verwende lieber Begriffe wie „Selbst-Erkenntnis“ und „Selbst-Treue“. Voraussetzung ist das Bewusstwerden unseres Selbst. Das „Selbst-Bewusstsein“ im Wortsinne.

Niemand muss seinen genetischen Code verbessern, um etwas anderes aus sich zu machen als das, was er von Natur aus ist. Die Schöpfung irrt nicht. Was für eine überhebliche Anmaßung meinem Empfinden nach in genetischen Experimenten liegt, kann ich gar nicht in Worte fassen. Der Entwicklungsstand unserer Ethik steht hinter den technischen Möglichkeiten leider weit zurück. Ich hoffe, dass sich das ändern wird, bevor wir die Menschheit im Machbarkeitswahn zugrunde gerichtet haben.

Die ungesunde Entwicklung zeichnet sich schon länger ab. Wir schnippeln am Leib herum, wie es uns beliebt, hier ein bisschen mehr Brust, dort ein bisschen weniger Nase. Welch Geistes Kind sind Schönheitsoperationen? Außer zum Wiederherstellen des Naturgegebenen z. B. nach einem Unfall. Hat Gott seinen Job nicht gut gemacht? Nicht gut genug? Wie wollen wir jemals mit unserem menschlichen Tun Zufriedenheit erlangen, wenn wir sogar die Natur verbessern müssen?

Glauben Sie, Schönheitsoperationen seien etwas für reiche Spinner? Das Anpassen von körperlichen Merkmalen an ein Ideal ist alltäglicher, als Ihnen vielleicht bewusst ist. Es ist vollkommen normal geworden, Kinder mit Zahnspangen zu quälen, damit sie später ein perfektes Lächeln zeigen können. Wie sehr ihnen das Lachen dabei vergeht, interessiert die geschäftstüchtigen Kieferorthopäden nicht an erster Stelle. Den besorgten Eltern erzählt man, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt, dass sein Kiefer zu schmal sei oder dass der Biss nicht dicht genug schließe. Die Behandlung wird als einziger Weg angepriesen, um dem Kind eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen. Wer will seinem Sprössling das Lebensglück verweigern? Also legt man 5.000 Euro und mehr auf den Tisch, um viele Monate der Zahnfleischentzündungen und gestörter Sprachentwicklung auf den Weg zu bringen.

Mir sind einige Patienten begegnete, deren Zähne sich nach der Tortur den Weg zurück in die ursprüngliche Form gesucht haben oder die mit der kompletten Statik Probleme haben, die immer wieder korrigiert werden müssen. An so einem Kiefer hängt nämlich ein ganzer Mensch. Die medizinischen Notwendigkeit oder die Nachhaltigkeit des Nutzens will ich hier aber nicht diskutieren. Dazu fehlt mir die zahnmedizinische Expertise. Mir geht es um die psychologische Auswirkung solcher Eingriffe.

Wir zeigen unseren Kleinsten schon früh, dass sie ungenügend sind. Ihr Körper muss gewaltsam zurechtgebogen werden. Dass sie dabei dauerhaft Schmerzen haben, müssen Sie ausblenden, um sich beispielsweise auf die Schule konzentrieren zu können. Auf diese Weise wird die Spaltung des Bewusstseins vom Körper kultiviert. Später wundern wir uns, warum wir uns nicht mehr spüren, warum wir beispielsweise unser Hunger- und Sättigungsgefühl nicht wahrnehmen oder gar nicht merken, dass wir durstig sind oder aufs Klo müssen und warum wir generell unsere eigenen Grenzen nicht beachten.

Dies ist kein Angriff auf einzelne Eltern oder Ärzte, die es gut gemeint haben. Es ist ein Hinweis auf merkwürdige Erscheinungen in unserer Gesellschaft, die für die meisten von uns normal geworden sind und nicht mehr hinterfragt werden.

Mir hat es fast das Herz gebrochen, einen Neunjährigen dabei zu erleben, wie er sich verzweifelt bemüht, mit dem Metall und Plastik im Mund zu sprechen. Genau zu der Zeit, wenn in der Entwicklung die Vernunft erwacht und die Begriffsbildung den Bewusstseinsprozess unterstützt, verdammt man die kleinen Menschen dazu, Unverständliches zu nuscheln. Und das soll zu ihrem Besten sein? Ehrlich?

Viele von uns haben jegliches gesundes Empfinden für das eigene Wohl und damit auch für das Wohl unserer Kinder verloren. Statt auf unseren Körper hören wir auf Autoritäten, die uns sagen, was wir zu ertragen haben. Weil wir uns nicht mehr spüren, kann man uns vorzüglich beeinflussen. Wenn etwas ansprechend klingt, werden wir es glauben. Wir prüfen Worte nicht mehr an der Realität. Würden wir Aussagen über einen Sachverhalt an der Wirklichkeit, also an der Wirkung des Tatsächlichen auf unser Erleben, messen, würde uns bewusst, wie absurd manch Wohlklingendes in Wahrheit ist. Uns kann man alles erzählen. Es muss sich nur gut anhören.

Der Weg zurück in ein gesundes Leben beginnt bei der Verbindung zwischen Körper und Bewusstsein. Das ist die erste Spaltung, die wir überwinden müssen, bevor wir uns über weitere Spaltungen Gedanken machen. Deshalb sind Übungen so kostbar, die Bewusstsein in die Materie, in diesem Fall in den Leib, bringen und so die Verbindung stärken. Solche Übungen können sich auch auf ganz praktische Dinge beziehen, wie beispielsweise eine Renovierung.

Ich komme also zurück zu dem Haus. Kaum haben mein Mann und ich begonnen, unser Bewusstsein als gestalterische Kraft in das Gebäude zu bringen, werden rings um uns Veränderungen sichtbar. Drei Häuser in der Nachbarschaft (von insgesamt 17 Häusern in dieser Straße!) haben gerade den Besitzer gewechselt, ein weiterer Wechsel ist in Vorbereitung. Jede einzelne ist eine Veränderung zum Besseren. Mir kommt es vor, als hätten wir eine weiträumige Bewegung angestoßen.

Die Dunkelheit in meinem Hof ist durch den weißen Anstrich gelichtet und zeitgleich wurde auf dem benachbarten Grundstück der Nadelbaum gefällt, so dass alle Schatten wichen. Eine überschattete Nachbarschaft löst sich durch Eigenbedarf des neuen Besitzers ebenso in Wohlgefallen auf. Mit den bevorstehenden Umbaumaßnahmen wird die junge Familie mehr Leichtigkeit und Lebendigkeit in das Haus bringen. Der Feng-Shui-Berater würde frohlocken. Drei angrenzende Grundstücke – eine Bewegung zum Licht. Die neuen Eigentümer eines anderen Anwesens in unserer Straße teilen unsere Freude am Ursprünglichen und gaben ihre Pläne zur „Retro-Renovierung“ bekannt. In dem Haus wohnten vorher Leute, die niemals jemanden gegrüßt hatten. Jetzt war die ganze Nachbarschaft bei den „Neuen“ schon zu Brezeln und Sekt im Hof eingeladen.

Wenn so ein energetischer Stein einmal ins Rollen geraten ist, zieht er Entwicklungen nach sich, die man nicht zu hoffen gewagt hätte. Und alles begann mit unserer Fassade und der Besinnung auf das wahre Wesen eines Hauses.

Wenn wir das Bild übertragen wollen, besinnen wir uns auf das Wesentliche in uns. Fangen wir an, uns in diese Richtung zu entwickeln, unsere Einzigartigkeit herauszuarbeiten und unser Eigentliches in die Welt zu stellen. Dann ziehen wir damit andere Menschen an, die sich ebenfalls in Richtung Authentizität entwickeln (wollen). Und alle inspirieren und unterstützen sich gegenseitig.

Ihr Ansatz muss nicht so aufwändig sein. Halten Sie Ausschau nach dem Lebensbereich, den Sie mit Freude und Elan neu gestalten wollen. Orientieren Sie sich an Ihrem persönlichen Stil, nicht am Zeitgeist und erst gar nicht an den Erwartungen oder Vorstellungen anderer. Und dann: Legen Sie los. Ihre inneren Entwicklungen wollen sich im Außen zeigen. Ihr wahres Wesen drängt nach Verwirklichung. Dieses Äußern wiederum beflügelt die inneren Veränderungen, und so weiter.

Text und Foto: Petra Weiß

Danke schön

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