Schatz, der Mülleimer ist voll! Warum wir nicht sagen was wir meinen

Essay von Petra Weiß. Lesedauer ~20 Minuten.

In den letzten Wochen höre ich immer wieder, dass sich die Menschen manipuliert fühlen. Mag sein, dass die Manipulation in unserer Gesellschaft Formen angenommen hat, die schwer zu ertragen sind. Wenn wir die Kultur ändern wollen, fangen wir am Besten bei uns selbst an. „Ich manipuliere doch niemanden!“ werden manche jetzt entrüstet ausrufen. Falls Sie tatsächlich Ihre Bedürfnisse deutlich aussprechen, ohne jemanden emotional unter Druck zu setzen: Prima! Glückwunsch! Die meisten von uns haben das nicht gelernt. Deshalb grämen Sie sich bitte nicht, wenn Sie sich ab und zu dabei erwischen, dass auch Sie die Kunst der Beeinflussung anwenden. Wie sieht Manipulation in unserem ganz normalen Alltag aus? Warum greifen wir zu solchen Methoden? Und welche alternativen Kommunikationsmuster sind denkbar?

„Schatz, der Mülleimer ist voll!“ Wie würden Sie diesen Satz beantworten. „Da hast Du Recht.“ vielleicht? Nein, Sie würden wissen, dass von Ihnen erwartet wird, etwas zu unternehmen. Warum eigentlich? Weil wir diese Form der Manipulation gewohnt sind. Statt zu sagen, was wir wollen, werfen wir etwas anderes in den Raum. Und unser Gegenüber soll gefälligst die passenden Schlüsse ziehen. Probieren Sie einmal, solche Manipulationsversuche großzügig zu übersehen. Statt loszuspurten, um den Abfall zu entsorgen, sagen Sie doch einfach mal „Aha.“ Das kann sehr interessante Reaktionen auslösen. Eine zielführende Erwiderung könnte lauten „Das stimmt. Möchtest Du mir damit noch etwas anderes sagen?“ Gehen Sie nicht stillschweigend darüber hinweg, wenn andere Leute sie manipulieren. Machen Sie den Versuch transparent. Das muss ja nicht im Bösen sein. Sie dürfen dabei ruhig lachen, wenn die Situation es erlaubt.

Bedürfnisse und was keine sind

Oft sind wir uns unserer eigentlichen Bedürfnisse gar nicht bewusst. Nehmen wir mal an, Sie möchten, dass Ihr Mann im Keller die Heizung hochdreht, weil sie frieren. „Mir ist kalt.“ werden Sie vielleicht vorwurfsvoll in den Raum stellen und erwarten, dass Ihr Mann ins Handeln geht. Er wird schon wissen, dass er jetzt in den Keller muss, um die Temperatur zu regeln.

Ist es Ihr Bedürfnis, dass der Mann in den Keller geht? Nein. Sie haben ein Bedürfnis nach WÄRME. Und dieses kann auf verschiedene Arten gestillt werden. EINE davon ist das Heizunghochdrehen durch den werten Gatten. Fallen Ihnen noch weitere Lösungen ein? Es ist wichtig, sich darüber bewusst zu werden, um welches Bedürfnis es geht, damit Sie verstehen, dass es noch andere Möglichkeiten gibt. Insbesondere, gilt es herauszufinden, mit welchen Optionen Sie sich Ihren Wunsch selbst erfüllen können. Das entlastet Ihre Beziehungen wesentlich.

Sie könnten zum Beispiel in einen wärmeren Raum gehen. Oder einen dicken Pulli anziehen. Oder sich eine Wärmflasche machen. Oder den Kreislauf in Schwung bringen. Oder sich einen heißen Tee zubereiten. Oder etwas essen. Oder selbst die Heizung hochdrehen. Oder, oder, oder. Merken Sie was?

Die Vielfalt der Möglichkeiten bringt Ihnen Handlungsoptionen. Handlungsoptionen sind das Gegenteil von Ohnmacht. Sie müssen sich nicht ausgeliefert und hilflos fühlen.

Satte Gewinne durch die Opferhaltung

Obwohl ich zugeben muss, dass die gute alte Opferhaltung natürlich auch Vorteile bringt. Man kann sich in Selbstmitleid suhlen. Man erhält Zuwendung und Aufmerksamkeit, wenn man über sein Schicksal klagt. Man kann mit einer Freundin über die Männer schimpfen und durch das gemeinsame Feindbild Verbundenheit erleben. Man kann dem Mann irgendetwas Fieses antun, ohne sich schlecht zu fühlen. Und so weiter. Das gilt für Männer umgekehrt natürlich genauso. Über die Vorzüge des Jammerns und Piensens könnte ich einen eigenen Beitrag schreiben. Darum geht es hier aber nicht primär. Wir schauen darauf, warum wir überhaupt ins Manipulieren kommen.

Ein weiterer Grund kann sein, dass wir nicht Nein sagen können und diese Schmach auch keinem anderen zumuten wollen. Oder – die Kehrseite derselben Medaille – dass wir auf gar keinen Fall Ablehnung erleben wollen. Wenn ich nicht klar frage, muss der andere nicht direkt antworten. Big Deal! Ich lasse die Frage unausgesprochen durch den Äther schweben und kann in die (Nicht-)Reaktion alles hineininterpretieren, was mir beliebt. Erfahrungsgemäß ist das häufig nichts Erquickliches. „Dem ist egal, ob ich mir den A… abfriere.“ ist eine der üblichen Phantasien in so einem Zusammenhang. Kann sein. Kann aber auch ganz anders sein. Erfahren werde ich es nur, wenn ich offen kommuniziere. Am Besten, bevor ungute Phantasien die Stimmung verderben.

„Schatz, mir ist kalt. Könntest Du bitte die Heizung hochdrehen?“ Damit wäre alles erledigt.

Gewaltfrei Klarheit schaffen

Ist die Stimmung schon verrutscht, hilft uns die Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg. Sie wirkt der Manipulation entgegen, indem Sie die Sachebene und die Gefühlsebene klar trennt und Verwechslungen zwischen Realität und Phantasie beseitigt.

Der Ablauf ist schlicht:

  1. Tatsache benennen, möglichst sachlich, am Besten eine konkrete Beobachtung.
  2. Phantasie aussprechen und als solche kennzeichnen.
  3. Emotion ansprechen, die durch die Phantasie entstanden ist.
  4. Umsetzbaren Wunsch äußern.

In unserem Beispiel:

  1. „Hier hat es 19 Grad. Ich friere.“
  2. „Bei mir ist die Phantasie entstanden, dass es dir gleichgültig ist, wie es mir geht.“
  3. „Das macht mich traurig.“
  4. „Ich wünsche mir, dass Du die Heizung hochdrehst.“

Wenn wir noch nicht ganz in unserem Film von „Keine kümmert sich um mich“ versunken sind, fällt uns vielleicht sogar auf, wie absurd die Vorstellung ist, dass der Mann kein Interesse an unserem Wohlergehen hat.

Für den Fall, dass wir einen solchen Mangel an Interesse tatsächlich für Realität halten, wird es Zeit für eine Klärung. Und die spielt sich nicht in unserem Kopf ab, sondern im Austausch.

Meistens handelt es sich bei derlei Phantasien um uralte Glaubenssätze. Deshalb sind solche Situationen wertvoll für die eigene Bewusstseinsentwicklung. Lassen wir das Thema in dieser Stelle ungeklärt, können wir uns weiter einbilden, der andere sei schuld an unserem Leid. Konfrontieren wir ihn aber mit unseren Gedanken, dann kann er dazu Stellung nehmen. Außer, wenn Sie mit einem Psychopathen oder pathologischen Narzissten zusammen sind, wird es Ihren Partner sehr wohl interessieren, wie es Ihnen geht. Er wird vermutlich über Ihre merkwürdige Annahme aufrichtig bestürzt sein. Mit mitfühlender Anteilnahme wird er ihrer traurigen Weltsicht begegnen.

Rollenverwechslung als Wurzel des Übels

Geben Sie ihm Gelegenheit, sich zu Ihren Ideen zu äußern, löst sich Ihre Phantasie aller Wahrscheinlichkeit nach in Luft auf. Für ihre falsche Interpretationen muss es aber einen Grund geben. Nun können Sie sich darüber klarwerden, dass Sie hier möglicherweise noch ein Thema zu bearbeiten haben. Vielleicht sogar ein ganz grundlegendes: Zum Beispiel, dass sie den Partner mit Ihrem Papa verwechseln und er deshalb immer für Sie sorgen soll. Oha! Solche Verwechslungen sind gar nicht so selten und bereiten vielen Paaren Ungemach. Die Mama-Verwechslung umgekehrt natürlich auch. Mit falschen Rollen ist jeder Mensch langfristig überfordert. Das kann nur in Enttäuschung und Vorwürfen enden.

Wenn wir hier Paardynamiken betrachten, dann vor allem deshalb, weil sie die beliebteste Projektionsfläche für unsere ungelösten Seelenthemen und unterschwelligen Konflikte bieten. Ersetzen Sie Partner wahlweise mit Chefin, Nachbar oder Schwester. Häufig betrifft die Rollen-Verwirrung Personen, denen wir nicht ohne weiteres ausweichen können.

Das Feld ist breit, warum wir glauben, jemanden manipulieren zu müssen. Ihn in eine unpassende Position schieben zu wollen, ist ein möglicher Grund, der meist unerkannt bleibt.

Häufig begegnen mir Menschen, die – ohne es zu ahnen – als alleingeborene Zwillinge stets auf der Suche nach einem „Ersatz-Zwilling“ sind. Sie locken oder pressen andere in diese Rolle, der niemand gewachsen sein kann. Und dabei empfinden sie ihre Ansprüche als vollkommen berechtigt. Die Verwechslung ist ihnen ja nicht bewusst. Sie bekommen nicht, was ihnen anscheinend zusteht. Also lassen sie sich allerlei Tricks einfallen, um den anderen doch noch dazu zu bringen, ihre große Sehnsucht zu stillen. Vergeblich.

Mein Bedürfnis – meine Verantwortung

Im ersten Schritt müssen wir uns darüber bewusst werden, dass wir als  erwachsener Mensch selbst für das Erfüllen unsere Bedürfnisse verantwortlich sind, dass wir keine Eltern mehr brauchen, um unsere Existenz zu sichern, und dass wir – in den allermeisten Fällen – dazu selbst in der Lage sind.

Das heißt nicht, dass wir isoliert von der Außenwelt leben und nichts von anderen annehmen dürfen oder sollen. Die innere Haltung dabei ist entscheidend: In der Regel geht es nicht darum, Hilfe anzunehmen, sondern Unterstützung. Der Unterschied ist wesentlich. Hilfe heißt: Ich kann es nicht allein und brauche deshalb andere zur Bedürfniserfüllung. Unterstützung hingegen bedeutet: Ich könnte es auch allein, aber durch das Mitwirken anderer wird es schöner, besser, leichter, schneller etc. Hilfsbedürftigkeit erleben wir als Schwäche. Sich passende Unterstützung zu holen, ist ein Ausdruck von Kompetenz. In diesem Sinne können Sie die Suche nach Unterstützung nicht als persönliches Versagen, sondern im Gegenteil als aktive Selbstfürsorge (um-)bewerten.

Selbstwertschätzung – zu viel und zu wenig

Etwas zu wollen, das uns eigentlich nicht zusteht, ist also ein Grund für Manipulation. Die gegenteilige Ursache kann zum selben Ergebnis führen: Man glaubt, das was man braucht, eigentlich nicht verdient zu haben bzw. es nicht wert zu sein. Der Mangel an Selbstwertschätzung ist leider ein weit verbreitetes Phänomen. In diesem Fall wird man ebenfalls nicht direkt um etwas bitten. Man wird darauf entweder verzichten oder versuchen, das Objekt der Begierde mit List und Tücke zu erschleichen und hoffen, dass niemand den Schwindel bemerkt.

List und Tücke sind übrigens nicht für alle Menschen verabscheuungswürdig. Je nach kultureller Prägung, Familientradition oder Typenmuster kann man sogar einen Volkssport daraus machen. Mal sehen, wie weit man gehen kann, bis der andere bemerkt, dass er über den Tisch gezogen wurde. Es gibt Leute, die haben diebische Freude an einem kleinen Betrug, einige brüsten sich sogar damit. Ich habe schon erlebt, dass jemand sich durch clevere Gaunereien beweist, dass er kein Dummer ist. Manchen gibt der Adrenalinstoß einen Kick.

Wenn das Leid des „Opfers“ beim Beurteilen einer Tat gar keine oder eine sehr untergeordnete Rolle, sind wir aber eher wieder bei den psychischen Störungen. Insbesondere der Narzissmus verhindert eine offene Kommunikation über die Bedürfnisse. Das gilt nicht nur für narzisstische Persönlichkeitsstörungen, sondern in abgemilderter Form auch den sogenannten Alltagsnarzissmus.

Fühlt sich ein Narzisst doch als Nabel der Welt und erwartet von seinem Umfeld ein gewisses Maß an Hellsichtigkeit. Er erwartet vorauseilenden Gehorsam, man soll ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen. Wenn er sich dazu äußern muss, kommt das einer Majestätsbeleidigung gleich. Und umgekehrt interessieren ihn die Bedürfnisse der anderen herzlich wenig. Wie kommen sie dazu, diese in seiner erlauchten Gegenwart äußern zu wollen?!

Ich will das Thema Narzissmus hier nicht weiter vertiefen. Diese Anteile nehmen naturgemäß sowieso zu viel Raum ein. Mein Tipp an dieser Stelle: Hören Sie nicht auf die Worte eines Narzissten, sondern schauen Sie auf seine Taten. Wollen Sie dieses Verhalten in Ihrem Leben? Beachten Sie auch die Übereinstimmung Ihrer eigenen Worte mit Ihren Handlungen. Ein bisschen Narzissmus steckt in jedem von uns.

Konflikte auflösen

Die wenigsten Leute lieben es, sich zu streiten. Aber es gibt auch regelrecht konfliktscheue Menschen. Das kann vielfältige Gründe haben. Verlustängste und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit stehen weit oben auf der Liste. Eine ausgeprägte Konfliktscheu macht ebenfalls manipulativ. Konflikte gehören zum menschlichen Miteinander. Wenn sie nicht zutage treten dürfen, ist es wichtig, Klarheit zu vermeiden. Das gelingt durch nebulöse Aussagen, durch Unausgesprochenes und Mehrdeutiges.

Fragen Sie schlicht: „Würdest Du das für mich tun?“ und der Angesprochene hat andere Bedürfnisse, die sich mit Ihrem Wunsch nicht in Einklang bringen lassen, dann ist das ein Konflikt. Wird er gezwungen, „nein“ zu sagen, ist der Konflikt für alle sichtbar auf dem Tisch.

Wie man Konflikte souverän und erwachsen handhaben kann, lernen die wenigsten von Kindesbein an. Wir haben nicht erfahren, dass Konflikte zum Leben ganz selbstverständlich dazugehören und aufgelöst werden. Den äußeren Konflikten können wir ja oft ganz gut ausweichen. Für die inneren Konflikte ist das kein gangbarer Weg. Darum lernen wir das doch lieber im Außen, dann steht es uns auch für das gesunde Wachstum unserer Innenwelt zur Verfügung.

Was hinter der Manipulation liegt…

Die Selbstaufrichtigkeit ist nicht bei allen gleich stark ausgeprägt. Vielleicht werden manche ihre Konfliktscheu, Ihren Narzissmus oder Ihre Verwechslungen vor sich selbst und vor anderen rechtfertigen und kaschieren.

Beliebt sind dabei Erklärungen wie „Ich wollte diplomatisch sein.“, „…dem anderen Gelegenheit geben, sein Gesicht zu wahren.“, „…auf seine Gefühle Rücksicht nehmen.“ und so zu. Es ist verständlich, sich den eigenen Motiven nicht immer stellen zu wollen, um ein gutes Image zu erhalten. Das Selbstbild dient der Stabilität. Aber nur, wenn es aufrichtig ist.

Ihrer Persönlichkeitsentwicklung förderlich ist das Streben nach Authentizität. Seien Sie die Person, die aus Ihnen geworden ist, haben sie Verständnis und Mitgefühl mit ihr. Und dann wenden Sie sich dem Menschen zu, der Sie sein können, der in Ihnen angelegt ist wie eine Blaupause: ihr Selbst.

Das Bewusstwerden von Manipulationsversuchen stoppt nicht nur die Manipulation. Es gibt den Blick frei auf tiefliegende Ursachen, die das eigentliche Problem sind. Und ermöglicht so erst eine ursächliche Lösung. Schon allein für diese Chance lohnt es sich, sich auf den Weg in eine faire und bewusste Kommunikation zu wagen. Das Heilungspotenzial für unsere Beziehungen ist immens: für die Beziehung zu unserem Mitmenschen und zu uns selbst.

Text und Foto: Petra Weiß

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Weitere Beiträge aus der Rubrik: Manipulative Muster erkennen

Im Anderssein sind alle gleich

Beitrag von Petra Weiß. Lesezeit ~ 25 Minuten
Rubrik: Miteinander leben

Mehr als 30 Jahre lang bin ich über dieses Erdenrund gewandelt, ohne mir der Existenz von Konstitutionen bewusst zu sein. Ich hatte wohl bemerkt, dass nicht alle Menschen in ihrem Denken und Handeln gleich sind, verstanden habe ich die anderen oft nicht. Mich haben die Unterschiede immer wieder erstaunt und fasziniert. Als ich vor rund 20 Jahren von den Temperamenten nach Hippokrates erfuhr, war das der Einstieg in völlig neue Perspektiven. Endlich hatte ich ein theoretisches Fundament für meine naturgegebene Haltung der Toleranz gefunden. Weitere Typenlehren wie die Homöopathie, die Bachblütentherapie, das Enneagramm, die „Psychologie in Farben“ und die Elemente erweiterten meinen Horizont. Welche besonderen Eigenheiten haben diese Typologien? Was sind die Vor- und Nachteile der einzelnen Konzepte?

„Der ist doch cholerisch!“ hört man manchmal jemanden murren, wenn sein Chef oder Nachbar von feurigem Temperament gerade wütend war. Der Begriff ist zum Schimpfwort verkommen. Das ist schade. Choleriker sind Typen, die Begeisterung und Mut in die Welt bringen. Ihr Ärger kommt direkt aus dem Bauch, entlädt sich wie ein Gewitter und danach ist der Himmel wieder klar. Was soll daran besser oder schlechter sein als am unterschwelligen Groll eines Melancholikers oder an der Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität von sanguinischem oder phlegmatischem Wesen, deren Konflikte jahrelang ungelöst im Untergrund gären? Der Umgang mit Aggression wie mit vielen anderen Themen ist individuell verschieden. Man kann ein bisschen an sich feilen, wollte man aber vom Melancholiker zum Choleriker werden oder umgekehrt, wäre die Mühe vergeblich. Die Grundkonstitution ist uns in die Wiege gelegt.

Wer etwas Unterhaltsames über Choleriker lesen möchte, dem sei das Buch „Sternstunden der Menschheit“ von Stefan Zweig empfohlen. Dort können Sie auch andere Typen in vortrefflichen Charakterstudien beobachten. Denn nicht nur die forsch voranschreitenden Eroberer und Führungspersönlichkeiten sind an den Meilensteinen in der Geschichte beteiligt, sondern auch die hartnäckigen Forscher von melancholischem Temperament, die einfach nicht aufgeben und ihr Vorhaben immer weiter perfektionieren bis sie am Ziel sind. Und auch die Luftikusse, die mit Leichtigkeit alles hinter sich lassen und ein Liedchen auf den Lippen sich an den Vormast lehnend mit kindlicher Neugierde in den Augen und Leichtigkeit im Herzen allen Veränderungen freudvoll entgegensehen. Die Phlegmatiker treten in den Erzählungen über die Wendezeiten eher selten in Erscheinung, denn Veränderung ist nicht ihr Metier. Sie kommen wieder zum Zug, wenn es darum geht, mit diplomatischem Fingerspitzengefühl Konflikte beizulegen, Verständnis zu vermitteln und danach bei einem guten Glas Wein und einem versöhnlichen Schmaus die Friedenspfeife zu rauchen.

Es braucht alle Qualitäten des Menschseins, um Großes zu vollbringen. Wer das begriffen hat, weiß schon sehr viel über die Typen.

Ohne Choleriker wäre niemals ein Mensch in unbekannte Weiten aufgebrochen oder hätten das Abenteuer gewagt, ein Start-up Unternehmen in einem völlig neuen Markt zu gründen. Ohne Melancholiker gäbe es viel weniger Kunst und Kultur, ohne Sanguiniker weniger Leichtigkeit und Kreativität, ohne Phlegmatiker weniger Diplomatie und Genuss. Wir brauchen alle Typen in unserer Menschheitsfamilie, jede Gruppe hat etwas Wertvolles beizutragen. Wir entwickeln uns mit ihnen gemeinsam und gar nicht selten setzen sie durch genau diejenigen Eigenschaften, die uns am meisten stören, Impulse, die unserem persönlichen Fortschritt dienen.

Wenn wir akzeptieren können, dass Unterschiedlichkeit in unserer menschlichen Natur liegt, können wir entspannter mit den Idealvorstellungen unserer Zeit umgehen. Nur für die melancholischen Moralwächter unter uns: Selbstverständlich sind wir nicht verschieden in unserem Wert als Mensch, in unserer Würde und in unseren Geburtsrechten.

Die Temperamente nach Hippokrates sind eine sehr guter Einstieg in die Typologien. Mit den Begriffen können die meisten etwas anfangen und jeder kennt Menschen der verschiedenen Ausprägungen, so dass er sie relativ leicht zuordnen kann.

Selbstredend wird die Einteilung in 4 Schubladen niemandem in allen Facetten seiner Persönlichkeit gerecht. Darum geht es auch gar nicht. Es geht darum anzuerkennen, dass Menschen in ihrer Verschiedenheit alle gleich gut sind. So können wir die Übereinstimmungen wertschätzen und die Unterschiede würdigen. Vor allem geht es um Verständnis für die typenspezifischen Verhaltensweisen, die uns jeden Tag begegnen – auch die eigenen.

Konstitutionelle Homöopathie

Auch die Homöopathie kann man als Typenlehre begreifen – mit einer sehr großen Anzahl von Typen, von denen einige gehäuft auftreten. Der US-amerikanische Arzt Dr. James Tyler Kent hat der Welt viele Einsichten in die Konstitutionen beschert, die mit den Einzelmitteln korrespondieren. Beim Studium seiner konstitutionellen Homöopathie wurde mir immer klarer, wie individuell das Menschsein ist, und gleichzeitig dass uns unsere Konstitution ein Leben lang begleitet. Der Körperbau, die gesundheitlichen Anfälligkeiten, ja selbst unsere Vorlieben beim Essen sind in uns angelegt. Wir können zeitweise in andere Zustände geraten, unsere Konstitution entfliehen können wir nicht. Das bedeutet keineswegs, dass beispielsweise ein Lycopodium-Patient generell Leber-Probleme haben wird. Wenn man aber von der Veranlagung weiß, kann man sinnvoll vorbeugen und darauf achten, dieses Organ nicht über Gebühr zu belasten. Auch stellen sich dem Einzelnen entsprechend seiner Konstitution seelische Herausforderungen und Entwicklungschancen.

In der Kent‘schen Tradition haben sich weitere Homöopathen mit den Grundzügen verschiedener Mittel befasst: George Vithoulkas, Philip M. Bailey und Karl-Josef Müller. Für den medizinischen Laien sind ihre Ausführungen durchaus interessant, wenn sie Freude daran haben, Charakterstudien zu betreiben, auch ohne dass sie jemals mit Globuli arbeiten wollen. Eine ausgeklügelte Systematik hat der indische Arzt Rajan Sankaran der homöopathischen Heilkunst hinzugefügt. Man kann sie in unterschiedlichen Tiefen durchdringen. Auf der Oberfläche dient uns die Unterscheidung in Menschen, die ein Mittel pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Herkunft benötigen. Patienten aus den drei Gruppen beschreiben sowohl ihre Symptome als auch ihre Ressourcen auf spezifische Weise. Man muss nur genau hinhören: Während es bei den „Pflanzen-Menschen“ stets um ihre sensiblen Empfindungen geht, spricht der „Tier-Mensch“ von Konkurrenz und Überlebenskampf und der „Mineralien-Mensch“ sorgt sich um strukturelle Probleme. Weiter in der Tiefe werden z.B. die „Mineralischen“ nach der Position des Elements im Periodensystem systematisch eingeteilt. Jede Reihe hat ihre eigenen Problemstellungen und Lebensaufgaben. Das System beschreiben zu wollen, führt hier natürlich zu weit.

36 Blüten-Typen

Noch eine bewährte Therapierichtung eignet sich für Typenbetrachtungen: die guten alten Bachblüten. Dr. Edward Bach hat seine Arzneien in den 1930er Jahren aus 35 verschiedenen Blüten und einem Quellwasser entwickelt. Der Heilpraktiker und Buchautor Dietmar Krämer hat ihren Einsatz 60 Jahre später systematisiert. Unter anderem hat er die Blüten bestimmten astrologischen Konstellationen zugewiesen. So ergibt sich aus den Geburtsdaten eine Bachblüten-Konstitution, die aus bis zu sieben Blüten besteht. Die Anzahl der möglichen Kombinationen entspricht theoretisch 1 bis 7 aus 36. In der Praxis habe ich nie weniger als 3 Blüten konstitutionell ermittelt. Meiner Erfahrung nach können die meisten Menschen sich in ihrer persönlichen Bachblüten-Auswertung sehr gut wiederfinden, auch solche, die mit der zugrundeliegenden Sternenkunde gar nichts am Hut haben. Krämer hat zusätzlich sogenannte Schienen identifiziert. Dabei handelt es sich um je drei Blüten, die in einer logischen Abfolge zusammengehören. Außerdem unterscheidet er innere und äußere Blüten. Zustände, die mit äußeren Blüten behandelt werden, sind durch äußere Ereignisse entstanden.

Wir sehen im Vergleich der Temperamente mit den Bachblüten oder der Homöopathie, dass Typologien sehr unterschiedlich in ihrer Komplexität sein können. Während die Temperamente leicht zu verstehen und einfach zu erlernen sind, braucht man für die Homöopathie viel Zeit und Interesse an tiefschichtigen Erforschungen. Die Bachblüten liegen zwischen diesen beiden Extremen.

Einzigartige Dynamiken

Im Grad der Komplexität variabel ist das Enneagramm. Diese Jahrhunderte alte Typologie arbeitet mit 9 Grundtypen, die auf einem Kreis angeordnet sind. Allein damit kann man sich schon mal sinnvoll beschäftigen. Wer es gerne einfach möchte, geht von den Triaden aus, die jeweils drei Typen zusammenfassen: Bauchtypen, Herztypen und Verstandestypen. Wer es komplexer mag, nimmt zu den einzelnen Typenmustern die Flügel hinzu (Nachbartypen auf dem Kreis). Und wer ganz in die Tiefe gehen will, beschäftigt sich mit den drei Subtypen, die jeder Grundtyp hat und von denen jeweils einer an der Oberfläche in Erscheinung tritt.

Diese Dreiheit erinnern mich übrigens sehr an Sankarans Einteilung in Pflanze, Tier und Mineral. Und es wäre ja auch logisch, dass es unter den Persönlichkeitsmustern stets verschiedene Ausprägungen geben darf und kann. Schließlich wirken auch bei Natrium-Muriaticum-Menschen (Kochsalz) manchmal tierische Mittel wie Sepia (Tintenfisch) oder pflanzliche wie Ignatia (eine bestimmte Bohnenart), je nachdem welche Schicht gerade an die Oberfläche kommt.

Wirklich spannend wird das Enneagramm, wenn man die Dynamiken betrachtet. Jeder Typ (z.B. EINS) zeigt die Verhaltensweisen eines ganz bestimmten anderen Typus (in diesem Fall VIER), wenn er im Stress ist und wiederum die eines anderen Musters (hier SIEBEN), wenn es ihm besonders gut geht. Solche verlässlichen Dynamiken habe ich in keinem anderen System gefunden. Sie machen das Enneagramm einzigartig. Ich wende es häufig in der psychologischen Beratung an, oft dient es dem Verständnis für sich selbst und für andere, was zu großen Entlastungen führen kann.

Wegen der vielschichtigen Zusammenhänge ist es oft nicht so einfach, die Personen ihren Typen zuzuordnen. Ich bleibe bei dem Beispiel: Begegnet mir ein EINSer im Stress, wird der Eigenarten der VIER zeigen, treffe ich ihn entspannt im Urlaub, mag er wie eine SIEBEN wirken. Man muss also schon wissen, wie man den Typ erforscht. Und je näher uns die Person steht, desto schwieriger wird es oft, den „Wald vor lauter Bäumen“ zu sehen, sprich unter all den Informationen das Wesentliche zu erfassen.

Psychologie in Farben

Verlockend erscheint da eine Typologie, die auf einem wissenschaftlich validierten Test beruht. Der Schweizer Psychiater Prof. Max Lüscher hat in den 1940er Jahren einen Psycho-Test entwickelt, der anhand der Auswahl bestimmter Farben Charaktermerkmale und seelische Dysbalancen identifiziert. Die Fachleute mochten sein System nicht, das langwierige Interviews und ihre fehleranfällige Auswertung deklassierte. Beim „Volk“ hingegen war es sehr beliebt. Professor Lüscher hat zahlreiche Bestseller fürs Laienpublikum geschrieben. Mithilfe seiner Bücher können Sie sich ebenfalls mit Typologien beschäftigen. Einiges mag Sie an Hippokrates erinnern. Vielleicht finden sie Merkmale des Cholerikers beim Lüscher-Rot, des Melancholikers beim Lüscher-Grün, des Sanguinikers beim Lüscher-Gelb und des Phlegmatikers beim Lüscher-Blau. Das Lüscher-System ist allerdings weitaus komplexer.

Die Lüscher-Diagnostik war ursprünglich zum Aufspüren von psychiatrischen Erkrankungen gedacht und gibt daher Empfehlungen zum Ausgleich von Einseitigkeiten. Und genau da liegt das Problem: Nicht jede Ausprägung eines Charaktermerkmals muss korrigiert werden. Menschen dürfen auch einfach so sein wie sie sind, ohne sich optimieren zu müssen, zumindest nach meinem Weltbild. Diese Toleranz des Ungewöhnlichen hat mir bei Lüscher gefehlt. Sonst ist es fast ein bisschen spooky, was so ein schlichter Farb-Test nach 5 Minuten über einen wissen kann.

Feuer, Wasser, Erde, Luft

Eine weitere Methode der Typenbestimmung habe ich bei der 4-Elemente-Medizin von Dr. Peter Vill kennengelernt. Sie bindet unter anderem die Lüscher-Diagnostik ein und ordnet die Farben den Elementen zu: Feuer – Rot, Wasser – Blau, Erde – Grün, Luft – Gelb. Die konstitutionelle Verteilung der Elemente berechnet sich aus den Geburtsdaten sowie der Blutgruppe und dem Geschlecht. In der Gesamtschau dieser drei Merkmale lässt sich die individuelle Grund-Balance der Elemente bestimmen. Die Regulation der Elemente geschieht auf verschiedenen Ebenen: körperlich, seelisch, geistig, durch die Ernährung, durch die Umgebung, durch das Verhalten und durch viele weitere Faktoren. Ich hatte die Freude und die Ehre, an dem Buch von Doktor Vill als Co-Autorin mitzuwirken. Bei der Gelegenheit habe ich mich tief in die Materie eingearbeitet und zahlreiche Ideen entwickelt, wie man die Elemente ganz praktisch im Alltag selbst unterstützen kann.

Das Konzept verbindet die Elemente-Betrachtung aus der abendländischen Medizin (4 Säfte Lehre) mit der Elemente-Sicht aus der asiatischen Heilkunst (Traditionell Chinesisches Medizin). Und fügt dem eine ganz neue Idee hinzu, nämlich die Annahme, dass ein Phänomen immer Ausdruck einer Dysbalance sein kann – oder bereits der Versuch, sie zu kompensieren. Wenn also jemand beispielsweise wie ein Choleriker wütend ist – um den Kreis an dieser Stelle wieder zu schließen – dann hat er entweder zu viel Feuer-Element in seiner Konstitution. Oder im Gegenteil: zu wenig! Und auf der Seelenebene erfolgt der Ausgleich durch die Wut. Anhaltspunkte findet man im Ausprobieren: Geht es ihm besser im Schnee oder wenn er viel trinkt (Wasser-Element zum Ausgleich von zu viel Feuer), dann hat er vermutlich zu viel Feuer und explodiert deshalb manchmal. Fühlt er sich aber in warmen Räumen wohl und isst er gerne feurig scharf, was ihm gut bekommt, dann hat er möglicherweise zu wenig Feuer und gleicht das durch ein hitziges Gemüt aus. Sie sehen: das System ist komplex, wird aber dadurch den Menschseien gerecht, das selbst hoch komplex ist.

Wer die Wahl hat…

All diese Typenlehren verfügten über unterschiedliche Grade an Komplexität, was einerseits das Erlernen erschwert oder erleichtert und andererseits die Individualität der Menschen mehr oder weniger gut abbildet. Gleichzeitig beruhen manche Kategorisierungen auf Beobachtung, die umso mehr Wissen und Erfahrung erfordert, je feingliedriger das System ist, und die stets auch subjektive Eindrücke enthält. Andere Typologien sortieren die Menschen anhand von Tests und Berechnungen ein, die mehr Objektivität versprechen und im Fall von Prof. Lüscher einiges an Wissen sowie das entsprechende Test-Equipment erfordern oder im Fall von Dr. Vill präzise Daten und Kenntnisse des Auswertungsschemas.

Egal, welchem System Sie sich zuwenden: Wesentlich ist zu verinnerlichen, dass wir Menschen von Natur aus unterschiedlich sind und das Anderssein kein Fehler ist, den es auszumerzen gilt. Kein Typenmuster ist besser oder schlechter als die anderen. Und zu jedem gehört eine spezifische Weltsicht. Oft ist es hilfreich, mehrere Perspektiven einnehmen zu können. Selbst wenn das nicht immer auf Anhieb gelingt, dient uns schon die pure Einsicht, dass zum Menschsein mehr als nur unser eigener Blickwinkel gehört. Evolution beruht auf Vielfalt. Mit ihr entwickeln wir uns weiter. Seit Jahrtausenden und auch in Zukunft.

Systematische Gegenüberstellung der Verfahren und Literaturhinweise als pdf zum kostenfreien Download: Typologie-Vergleich-Literaturhinweise.

Text: Petra Weiß
Foto: twinlili / pixelio.de

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Angstfrei durch die Lüfte schweben

Artikel mit Video-Serie von Petra Weiß. Lesedauer ~ 11 Minuten.
Rubrik: Elemente in Spuren.

Emotionale Belastungen stehen der freien Selbstentfaltung im Wege, allen voran Angst und Panik. In solchen Zuständen sind wir nicht in der Lage, klar zu sehen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich der Regulation von Emotionen zuzuwenden. An dieser Stelle möchte ich mich dem Thema über die Elemente-Betrachtung nähern und beziehe mich auf die Modernen 4-Elemente-Medizin nach Dr. Peter Vill. Welches Element hat mit Angst zu tun? Wie gerät es aus der Balance? Und was können Sie selbst dazu beitragen, es zu regulieren?

Angst ist aus Elemente-Sicht ein Mangel an Luft. Manche von uns haben konstitutionell viel Luft zur Verfügung, andere sind damit nicht so reich gesegnet. Als praktische Konsequenz sind einige Menschen anfälliger für Angst und andere weniger. Allen gemeinsam ist, das bestimmte Umstände den Mangel an Luft verstärken und andere dem Ausgleich dienen. Betrachten wir, was der Luft zugeordnet ist, um herauszufinden, wodurch das Risiko eines Luft-Mangels entstehen könnte.

Wie kann ich erkennen, dass mein Luft-Element Unterstützung braucht, außer durch den Blick auf die Emotionen? Zunächst muss man wissen, dass ein Zuviel oder ein Zuwenig eines Elements sich auf verschiedenen Ebenen zeigen kann. Und dass die Ebenen stets darum bemüht sind, sich gegenseitig im Gleichgewicht zu halten.

Wie zeigt sich Luft-Mangel?

Auf der körperlichen Ebene kann sich ein Mangel an Luft vielfältig auswirken. Diesem Element zugeordnet sind z.B. die Knochen, die Zähne und die Haut, aber auch die Atmung und das Nervensystem sowie die Sinnesorgane. Ein Mangel an Luft kann also mitunter unsere Wahrnehmung und unsere kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen. Auf der Stoffwechselebene gehören das Mineral Kalzium und das Stresshormon Cortisol zum Luft-Element.

Nachvollziehbar ist die Regulation eines Luft-Mangels auf der Seelenebene (Angst) durch das Ausschütten eines luftigen Hormons (Cortisol). Das Element ist damit ausgeglichen, Ihrer Gesundheit dient diese Kompensation natürlich nicht nachhaltig.

Ganz praktisch fehlt uns Luft, wenn wir zu wenig Sauerstoff bekommen, weil wir zum Beispiel unter Atemwegserkrankungen leiden, oder wenn wir zu selten an die frische Luft gehen. Wenn uns konstitutionell auf körperlicher Ebene Luft-Element fehlt (Blutgruppe A oder Null), brauchen wir die Atemluft um so dringender. Blutgruppe Null muss sich zusätzlich viel bewegen, treibt also am Besten Sport unter freiem Himmel. Die Blutgruppe hat auch Auswirkungen auf unser Ernährung: Bei Luft-Mangel können wir schwer auf Kohlenhydrate verzichten.

Ohne Luft keine Freiheit

Auf der Seelenebene bedeutet Luft Freiheit. Ein Gefühl von Freiheit entsteht dadurch, dass wir frei wählen können, was wir tun und was wir lassen, was wir sagen und letztlich auch was wir meinen. Freiheit wird gefördert durch ein Klima der Toleranz, insbesondere im Denken und im Glauben. Verstand und Spiritualität gehören zum Luft-Element.

Alle Einschränkungen unserer Freiheit nehmen uns die Luft. Wenn wir nicht von Natur aus im Luft-Überfluss leben, machen sie uns Angst bis hin zu Ohnmachtsgefühlen und Handlungsunfähigkeit.

Zusätzlich kommt die Erde-Luft-Achse zum Tragen. Diese beiden Elemente suchen grundsätzlich nach einer harmonischen Balance. Fällt unsere Erdung, z.B. durch Gefühle der Ohnmacht oder drohenden Verlust oder faktischen Geldmangel (Macht, Besitz und Euro gehören zum Erd-Element), dann spüren Sie das auf der Seelenebene als Unsicherheit. Eine unbewusste Regulation besteht darin, dass wir auch unser Luft-Element senken, indem wir Angst haben. Die Achse ist dann ausgeglichen: weniger Erde –> weniger Luft. Dem Wohlergehen förderlich ist diese „Balance im Schlechten“ nicht.

Sie haben die Wahl!

Die gute Lösung ist also, das Luft-Element zu stärken. Unbewusst machen Sie das sowieso. Zum Beispiel, indem Sie Pasta und Kuchen essen oder indem Sie viel denken. Gedanken können fruchtbar sein oder grüblerisch. Den Elementen ist das egal, Hauptsache die Achse wird balanciert. Für Sie ist es aber wichtig, wie Sie das fehlende Element ausgleichen. Sie finden Wege, die Ihren Bedürfnissen besser dienen als das nächtliche Gedankenkarussell.

Elemente kann man prinzipiell auf vielerlei Weise fördern, z.B. durch bestimmte Farben oder Düfte, durch eine spezifische Gestaltung der Umgebung, durch die bewusste Wahl der Lebensumstände wie Beruf oder Hobbys und sogar durch verschiedene Musikstile. Auch Menschen, die von dem entsprechenden Element besonders viel besitzen, dienen uns durch ihr pures Dasein zum Füllen von Feuer, Wasser, Erde oder Luft.

Natürlich spielt auch die Ernährung eine Rolle – allerdings zumeist eine „un-luftige“. Leute, die strenge Regeln benötigen, leiden eher an Erd-Mangel. Ihre Konzepte sind für Luft-Sucher daher meist kontraproduktiv.

Der leidige Ausgleich über die Ernährung

Sie müssen Ihren Luft-Mangel nicht durch die Ernährung ausgleichen, was bedeuten würde, dass Sie überwiegend Kohlenhydrate zu sich nehmen und wenn schon Fleisch, dann Federvieh. Falls Sie auf der Körperebene genug Luft haben (Blutgruppe AB oder B), sind solche Kostformen nur bedingt empfehlenswert und führen in eine ungute Balance, die Sie nur kurzfristig aus einem akuten Angstzustand herausführen kann, aber nicht als Dauerlösung geeignet ist.

Wenn Sie beim Essen und Trinken Ihr Luft-Element fördern wollen, bringen Sie am Besten eine bunte Vielfalt auf dem Speiseplan. Werden Sie kreativ und probieren Sie Neues aus. Veränderung ist luftig. Statt zu planen, improvisieren Sie und gehen Sie auch mal ganz spontan essen – im Idealfall am Buffet. Nehmen Sie sich Freiheiten heraus und erlauben Sie sich auch beim Essen Freude und Leichtigkeit. Dekorieren Sie den Tisch mit lustigen Servietten und hören Sie beim Kochen fröhliche Musik, vielleicht singen Sie sogar mit. All das dient Ihrem Luft-Element mehr als sich sklavisch an irgendeinen Diätplan zu halten, egal wie sinnig er theoretisch ist. (Ja, das wird den Erd-Mangel-Menschen jetzt gar nicht gefallen. Macht nichts. Für sie ist der Tipp ja auch nicht gedacht.)

Ich habe aus der großen Fülle von Möglichkeiten ein paar konkrete Beispiele für Sie herausgefischt, wie Sie jeden Tag auf einfache Weise mehr Luft in Ihr Leben bringen können.

Diese praktischen Tipps gebe ich Ihnen in Form von ultra-kurzen Video-Beiträgen (mein neues Format “Mikrolehrstoffe”).  Aus meiner Reihe “Elemente in Spuren” werde ich in der kommenden Woche jeden Tag von Montag bis Freitag einen Beitrag zum Luft-Element für Sie hier freischalten, der jeweils für 24 Stunden online sein wird:

  1. Video-Betrag “Farben” am 20.07.2020 ab 10 Uhr
    Heute erfahren Sie, welche Farben dem Luft-Element dienen und wie Sie sie einsetzen können:
  2. Video-Beitrag “Freude” am 21.07.2020 ab 10 Uhr
    Heute erhalten Sie Anregungen, wie Sie ganz praktisch Momente der Freude in Ihren Tag bringen.
  3. Video-Beitrag “Aroma” am 22.07.2020 ab 10 Uhr
    Heute sprechen wir darüber, wie Sie Aromatherapie in Ihren Alltag integrieren können und welche Düfte besonders luftig sind.
  4. Video-Beitrag “Musik” am 23.07.2020 ab 10 Uhr
    Heute differenzieren wir, welche Bestandteile von Musik luftig sein können, auch anhand einer Demo:

  5. Video-Beitrag “Toleranz” am 24.07.2020 ab 10 Uhr
    Heute befassen wir uns mit “Luft-Element für Fortgeschrittene”, nämlich auf der Seelenebene.

Text: Petra Weiß
Foto: Cornerstone / pixelio.de

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Erleuchtung der Konsumkühe – vom Melkvieh zum bewussten Käufer

Lesedauer ~8 Minuten
Rubrik: Verantwortung übernehmen

Heute entscheiden die meisten von uns über Grundsätzliches in ihrem Leben selbst. Sie wählen freier als frühere Generationen, welchen Beruf sie ausüben, wo sie wohnen, ob, wann und wie viele Kinder sie haben und welches Beziehungskonzept sie leben. Sie entscheiden, was sie essen und trinken aus einer riesigen Auswahl von verfügbaren Speisen.

Das Maß an Individualität, mit dem wir heute leben, zeigt sich beispielsweise im Produktdesign von der Mode unserer Kleidung bis hin zur variantenreichen Konfiguration von Neufahrzeugen. Die Bedürfnisse der Menschheit entwickeln sich kollektiv in Richtung Freiheit und Selbstbestimmung. Wir erfüllen uns diese Wünsche häufig durch Konsum.

Unsere Welt ist hochkomplex. Niemand kann in allen Fragen Experte sein und treffsichere Entscheidungen fällen. Auch wenn sämtliche Information durch moderne Medien erreichbarer ist als je zuvor, so muss sie gesichtet und bewertet werden. Wer kann das leisten? Und wie gehen wir mit dieser Herausforderung um?

Wir lesen nicht zehn Versicherungsangebote quer, sondern fragen einen Makler unseres Vertrauens. Wir fahren nicht ein Dutzend Autos probe, sondern schauen uns Testberichte an. Wir lesen die Rezensionen zu Büchern, Filmen und jeder Art von Produkten im Internet. Wir fragen in unserem Bekanntenkreis, ob jemand mit diesem oder jenem Erfahrung hat. Wir lauschen den Empfehlungen von  Experten und solchen, die wir dafür halten.

Aus der Summe des Gehörten, Gelesenen und Selbsterlebten bilden wir uns eine Meinung. Danach handeln wir. Für unser Handeln oder Nicht-Handeln tragen wir die Verantwortung. Wir können zwar sagen „Ich kann nichts dafür, ich habe aufgrund von falschen Informationen entschieden.“ Die Verantwortung für die Informationsauswahl und folglich für die Entscheidung und das Handeln bleibt dennoch bei uns. Die Verantwortung für unser Handeln beginnt also bei den Informationen, die wir uns beschaffen.

Die leichteste Art der Informationsbeschaffung ist der Konsum von dem, was uns unter die Nase gehalten wird. Wie bei der Viehzucht ist nicht jedes Futter schmackhaft und bekömmlich, das wir da vorgesetzt bekommen. Billig muss es sein und fett müssen die Rinder werden. Der Profit muss stimmen. Wie es den Kühen dabei geht, ist irrelevant. Aber immerhin: Sie müssen sich nicht darum bemühen. Parallelen zum Informationskonsum sind erlaubt: Unser Datenfutter wird uns direkt angeboten, wir müssen nur zugreifen. So werden wir zu willigen „Konsumkühen“ konditioniert.

Missbrauchte Bedürfnisse

Gute Werbung findet die emotionalen Bedürfnisse der potenziellen Käufer und zeigt die Eigenschaften eines Produktes so, dass sie diese meist unbewussten Bedürfnisse zu erfüllen versprechen.

Manipulation erzeugt ein Konsumbedürfnis, das eigentlich gar nicht da ist. Um das tun zu können, werden emotionale Bedürfnisse gezielt adressiert und mit dem Produkt in Verbindung gebracht. Die Werbung stellt zu diesem Zweck ein verzerrtes Bild der Realität dar. Dazu lässt sie hier ein bisschen Information weg und betont dort ein bisschen über Gebühr. Statistiken sind ein hervorragendes Mittel für diesen Zweck. Sie tragen den Heiligenschein der Objektivität. Dabei ist schon das Studiendesign von der Auswahl der Probanden bis zum Festlegen der Bewertungskriterien hochgradig anfällig für Manipulation, von der Darstellung und Interpretation der Ergebnisse ganz zu schweigen.

Beeinflussungen durch Musik und Farben sind eher subtil und bleiben oft unbemerkt. Ihre Effekte auf die Psyche sind gut untersucht. Dass man durch bestimmte Farben unterschiedliche Emotionen hoch differenziert ansprechen kann, hat der Schweizer Psychiater Professor Max Lüscher mit seiner Color-Diagnostik eindrucksvoll belegt. Wie Klänge auf das Seelenleben wirken, können Sie praktisch nachvollziehen, wenn Sie sich die dramatischen Szenen aus einem Spielfilm ansehen – mit und ohne Ton. In beiden Fällen handelt es sich um unterschiedliche physikalische Frequenzen, die über Ohr und Auge, aber auch über den gesamten Körper, auf uns einwirken und unsere Stimmung verändern können.

In Zusammenhang mit Farbfrequenzen verdient auch die Beleuchtung mehr Aufmerksamkeit. Lichtquellen können unterschiedliche Qualitäten mitbringen. Betrachten Sie sich im Spiegel bei kalter LED-Beleuchtung und dann im warmen Schein einer Glühbirne oder Kerze. Sie werden sehr schnell den Unterschied bemerken: Warmes Licht wirkt wie eine Verjüngungskur. In Supermärkten werden die unterschiedlichen Lichtfrequenzen gezielt eingesetzt, um Fleisch und Früchte im jeweils besten Lichte erscheinen zu lassen.

Meister der Manipulation

Wir werden also durch die gezielt herbeigeführte Verwechslung unserer praktischen Bedürfnisse mit unseren unbewussten emotionalen Bedürfnissen verführt. Dazu dienen Worte, Zahlen, Farben und Klänge.

Diese Formen der Manipulation funktionieren oft, aber nicht immer. Wird der Manipulierende dabei erwischt oder hat er an der entscheidenden Stelle keine guten Argumente parat, gibt es weitere bewährte Methoden: Dann führt er das Gegenüber auf Nebenkriegsschauplätze, zettelt unnötige Debatten an, verwirrt mit undurchsichtigen Behauptungen, diffamiert seine Gegner und absorbiert mit all dem so viel Energie, dass das Wesentliche außen vor bleibt.

Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer hat Debatten der antiken Gelehrten untersucht und 36 Manipulationstechniken durch Redekunst identifiziert. Das Gegenüber durch rhetorische Tricks schachmatt zu setzen, ist vermutlich so alt wie die Sprache selbst. Und fair geht es dabei nicht immer zu. Die Absicht einer solchen Rhetorik enthüllt sich im Titel von Schopenhauers Buch: „Die Kunst Recht zu behalten“.

Bewusste Entscheidung

Der Wunsch, andere zu beeinflussen, notfalls auch durch Täuschung, gehört offensichtlich zum Menschsein dazu. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Glauben Sie nicht alles, hinterfragen Sie die Motivation und bleiben Sie wachsam, wenn ein Angebot zu verlockend klingt, um wahr zu sein. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Halten Sie Ausschau nach Ihren wahren Bedürfnissen.

Ihren Wunsch nach Kameradschaft werden Sie sich nicht durch das Trinken einer bestimmten Biersorte erfüllen. Rufen Sie lieber einen Freund an, und gehen Sie mit ihm angeln, wandern oder Rad fahren. Sie werden nicht attraktiver, indem Sie zuckerüberladene Softdrinks zu sich nehmen oder Eiskonfekt verzehren. Werden Sie sich Ihrer natürlichen Anziehungskraft bewusst, legen Sie Ihr Augenmerk auf die Schönheit in Ihnen und finden Sie Stellen, an denen diese sich auch im Außen zeigt.

Unsere Bedürfnisse durch Konsumgüter befriedigen zu wollen, ist nicht nur ein hoffnungsloser Irrweg. Er hält uns auch davon ab, unsere tiefen Bedürfnisse wahrzunehmen und gute Möglichkeiten der Erfüllung zu finden. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nach innen und finden Sie heraus, was Sie wirklich brauchen.

Text: Petra Weiß
Foto: Daniel Kocherscheidt / pixelio.de

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Weitere Beiträge aus der Rubrik: Manipulative Muster erkennen

Journalismus bewusst nutzen – ein Blick ins Nähkästchen

Lesedauer ~ 8 Minuten
Rubrik: Verantwortung übernehmen

Wir alle brauchen Information über das Weltgeschehen, wenn wir uns eine Meinung zu aktuellen Ereignissen oder Strömungen unserer Zeit bilden wollen. Dabei haben wir die Wahl, eine fremde Meinung zu übernehmen oder uns eine eigene Sicht zu erarbeiten. Beides hat Vor- und Nachteile.

Sich anderer Leute Meinung anzupassen, ist relativ leicht, kostet wenig Zeit und rüttelt nicht an den Grundfesten der eigenen Existenz. Man sucht sich Aussagen, die gut ins bestehende Weltbild passen, und saugt sie einfach auf. Ist die Meinung erst mal inhaliert, darf man sich nur nicht durch widersprüchliche Fakten verwirren lassen. Am Besten bleibt man konsequent bei einer Quelle oder informiert sich nur bei parallel ausgerichteten Medien.

Zum Entwickeln einer eigene Perspektive wählen wir verschiedene Quellen zum selben Thema und studieren mehrere Beiträge. Wir finden Übereinstimmungen in den Berichten – und feine Unterschiede. Bewerten wir die Abweichungen als relevant, dann schauen wir nach den Details. Manchmal sind scheinbar nebensächliche Unschärfen wertvolle Hinweise auf größere Ungereimtheiten. Wenn wir offensichtliche oder subtile Diskrepanzen nicht durch vernünftige Überlegungen auflösen können, müssen wir uns entscheiden, wem wir Glauben schenken wollen.

Plausibilität prüfen

Oft gibt es Beiträge in diesem Magazin oder von diesem Autor zu ähnlichen Themen. Vielleicht lässt sich daraus sehr leicht ein erster Eindruck über die Glaubwürdigkeit der Quelle gewinnen. Wir versuchen herauszufinden, welche Expertise der Information zugrunde liegt.

Wir halten Ausschau nach Einflüssen, die auf den Bericht gewirkt haben könnten. Wird durch die Auswahl der Themen, der Autoren, der Bilder oder durch die Wortwahl deutlich, dass die Grundsätze einer um Objektivität bemühten Berichterstattung verletzt worden sind? Lässt sich erkennen, in welche Richtung die Lesermeinung gelenkt werden soll?

Wenn wir noch eine Stufe tiefer gehen wollen, prüfen wir die Vita des Journalisten und der Entscheider eines Medienkonzerns. Finden sich Verbindungen zu bestimmten Interessengruppen? Oft gibt ein Blick auf die Geldströme Aufschluss. Dank Internet sind solche Daten für jedermann verfügbar. Man muss nur auf die Idee kommen, die richtigen Fragen zu stellen.

Warum müssen wir solche Überlegungen überhaupt anstellen? Möchten Sie lieber davon ausgehen, das alle Journalisten sich an die Gesetze halten, die für ihren Berufsstand gelten? Ihren Wunsch kann ich sehr gut nachvollziehen. Wir alle wünschen uns eine Welt frei von Manipulation.

Warum sie das nicht ist und wie es dazu kommt, möchte ich hier für Sie beleuchten. Ich werde meinen Schwerpunkt auf das Metier legen, in dem ich mich bewege: das geschriebene Wort.

Patient Presse

Der Presse geht es nicht gut. Der Print- und Online-Journalismus befindet sich seit Jahren in einer schweren Krise. Durch das kostenfreie Angebot im Netz sehen sich nur noch wenige Menschen veranlasst, für Nachrichten Geld auszugeben. Echter Qualitätsjournalismus auf der Basis von professionellen Recherchen ist aufwändig. Einen Beitrag wie diesen zu erstellen, kostet mich mindestens einen vollen Arbeitstag am Rechner, die Zeiten, in denen ich auf dem Laufband über die Themen nachdenke oder mit Freunden darüber debattiere, nicht mitgerechnet.

Aus Kostengründen geht der allgemeine Trend zu Meldungen, die per Algorithmus automatisiert erzeugt werden. An vielen Texten, die Sie täglich lesen, hat kein einziger Redakteur Hand angelegt. Die Programme sind so fortschrittlich, dass rein sprachlich recht geschmeidige Resultate erzielt werden. Inhaltliche Prüfungen auf Plausibilität geschweige denn auf Relevanz kann die Maschine nicht leisten. Quantität geht vor Qualität: Je öfter dieselben Daten von dem Roboter im Netz gefunden werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich noch weiter verbreiten. Programmierer statt Journalisten sorgen für die meisten Meldungen, die Sie heute zu Gesicht bekommen. Für Sportergebnisse und Wettermeldungen mag das vertretbar sein. Gesellschaftlich relevante Themen den Algorithmen zu überlassen, ist fragwürdig.

Die Abo-Zahlen der meisten Zeitungen und Zeitschriften sind ins Bodenlose gefallen. Moderne Konsumenten wollen sich nicht vertraglich binden. Also werden die Beiträge stückweise verkauft. Für große Medien lohnen sich die sogenannten Micropayments, mit denen Leser kleine Beträge für einzelne Artikel überweisen. Bezahlschranken führen nur renommierte Blätter ein, die hoffen dürfen, dass der Leser den Wegezoll berappen will, bevor er weiß, ob dieser Artikel ihm dient.

Wie Kunden zu Produkten werden

Wenn man mit dem Verkauf von Zeitungen kein Geld mehr verdienen kann, wie überleben dann die Verlage? Im Wesentlichen durch Werbung. Unser Medienkonsum bewegt sich immer mehr in Richtung Online. Die Höhe der Werbeeinnahmen resultiert im Online-Geschäft auf der Anzahl von Klicks. Praktisch bedeutet das: Die Überschrift muss Ihre Aufmerksamkeit um jeden Preis erringen, das Bild muss Sie emotional fesseln, die Einleitung muss Sie in den Text ziehen. Und wie geht das am Besten?

Schauen wir einfach mal hin, was am häufigsten gezeigt wird: Sex und Angst binden unsere spontane Aufmerksamkeit. Bikini-Bilder und Terror-Meldungen sorgen zuverlässig für Klicks. Klatsch und Tratsch erfüllt die selbe Aufgabe. Wenn in einem Königshaus ein Kind geboren wird oder ein Star sich scheiden lässt, weckt das die Illusion von Verbundenheit des einfachen Mannes und der einfachen Frau mit den Eliten. Dann fühlen wir, dass uns in Kummer und Freude die Welt der Reichen und Mächtigen gar nicht so fern ist.

Mit dem Fokus auf Werbung stellt sich die Frage, wer eigentlich der Kunde einer Zeitung oder eines Online-Magazins ist. Diese Rolle verlagert sich zunehmend vom Leser zum Anzeigenkunden. Die Medien sind also nicht mehr den Rezipienten (Empfängern der Beiträge) verpflichtet, sondern den Marketingentscheidern von Konzernen und anderen Interessenvertretern.

Freuen Sie sich, wenn Sie etwas geschenkt bekommen? Was im engen Freundes- und Familienkreis Ihr Herz erquickt, darf im Geschäftsleben angemessene Skepsis hervorrufen. Warum sollte Ihnen jemand etwas schenken wollen, der Sie gar nicht kennt? Seien Sie wachsam gegenüber selbstlosen Menschenfreunden und Heilsbringern. Um das Prinzip auf den Punkt zu bringen, könnte man sagen: „Wenn es Dich nichts kostet, bist Du das Produkt.“

Ausgleich als Lösungsansatz

Sie haben natürlich Recht, wenn Sie die Arbeit der Presse für ihre Abhängigkeit und alle Folgen daraus hinsichtlich der Qualität ihrer Berichterstattung anprangern. Auch wenn es meine eigene Zunft betrifft, jammere ich gerne ein bisschen mit Ihnen. Das allein bringt uns der Lösung leider nicht näher. Ich für meinen Teil habe beschlossen, mich organisierten Interessengemeinschaften fernzuhalten, um wirklich freien Journalismus zu machen. Ich bin aus allen Vereinen ausgetreten und habe sämtliche Ämter abgelegt. Ich gehöre keiner Partei und keiner Glaubensgemeinschaft an. Zu einer Ausnahme bin ich gezwungen. Ich bin Mitglied im Deutschen Fachjournalisten Verband. Ohne Verbandszugehörigkeit gibt es keinen Presseausweis in Deutschland.

Freie Journalisten sind selbstständige Unternehmer. Sie haben keinen festen Auftraggeber und daher keine regelmäßigen Umsätze. Sie schreiben manchmal im Auftrag, aber meistens aus eigenem Antrieb. Nur wenn sie eine Veröffentlichungen in einer Zeitschrift oder einer Zeitung platzieren, erhalten sie von dem Verlag ein Honorar. Eigene Publikationen stellen Sie häufig online zur Verfügung. Viele meiner Kollegen betreiben einen Blog. Dort stellen sie das Resultat ihrer Arbeit kostenfrei für jedermann zur Verfügung. Manche Leser überweisen freiwillig einen kleinen Betrag. Von diesen Spenden lebt der freie Journalist. Die Möglichkeit für Micropayments finden Sie am Ende der meisten professionell erstellten Beiträge. Genutzt wird diese Option leider noch sehr selten.

Hier ist ein Bewusstseinswandel vonnöten. Wenn wir qualitativ hochwertige Berichterstattung wünschen, müssen wir alle wieder bereit sein, für sie zu bezahlen. Fairer Ausgleich ist ein universelles Prinzip, das auch für Journalisten gelten darf.

Es gibt zahlreiche solide Informationsquellen. Sie finden Kanäle, die Ihre freie Meinungsbildung durch vielfältige Perspektiven unterstützen – wenn Sie das wollen.

Zuverlässige Standards schaffen

Für unsere Medien wünsche ich mir einen verbindlichen Qualitätsstandard, der durch eine unabhängige Zertifizierung dokumentiert wird. Das Verfahren soll dazu dienen, für den Leser transparent zu machen, ob die Journalisten sich um eine objektive Berichterstattung bemühen. Insbesondere für die sinnvolle und wahrheitsgemäße Darstellungen von Zahlen sollte es klare Richtlinien geben. Ich empfehle, den Empfang von staatlichen Zuwendungen aus Steuern oder Rundfunkgebühren von diesem Zertifikat abhängig zu machen und damit auch weniger etablierten Medien den Zugang zu öffentlichen Geldern zu ermöglichen.

Text: Petra Weiß
Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

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Herzlichen Dank an alle Leser, die meine freiberufliche Tätigkeit durch einen Energieausgleich würdigen. Ich liebe die Arbeit an Texten. Mir macht es Freude, mein psychologisches Wissen, meine Praxis-Erfahrungen und meine Überlegungen mit Ihnen zu teilen. Gleichzeitig habe auch ich alltägliche Bedürfnisse wie ein Dach über dem Kopf und etwas Sojasahne im Kühlschrank. Daher bitte ich Sie, freiwillig einen angemessenen Energieausgleich zu leisten:

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Woher wissen wir, was wir wissen?

Lesedauer ~ 17 Minuten
Rubrik: Umdenken

Viele Dinge erfahren wir im Laufe unseres Lebens. Wir nehmen etwas wahr: ein Bild, ein Geräusch, einen Geschmack, einen Duft, eine Bewegung oder eine Berührung. Diese Erfahrungen sind sinnliche Wahrnehmungen. Wir nehmen sie mit unseren Sinnen wahr. Sie erscheinen uns als objektive Wahrheiten. Sind sie das wirklich? Oder ist Objektivität in der Wahrnehmung eine Illusion?

Wenn zwei Menschen dasselbe Bild gezeigt bekommen, beschreiben sie es womöglich mit ähnlichen Worten. „Drei grüne Scheiben und ein rotes Rechteck“, sagt ein Betrachter. Ein anderer meint zu erkennen, hier seien „ein rotes Quadrat und drei grün gefüllte Kreise“. Im Wesentlichen scheinen die Wahrnehmungen übereinzustimmen. Die Zahlen sind identisch, die Formen zumindest ähnlich und die Farben werden gleich beschrieben. Woher wissen wir aber, dass ein anderer Mensch die Farbe Rot in gleicher Weise wahrnimmt wie wir selbst?

Wir alle haben gelernt, eine bestimmte Farbe als Rot zu bezeichnen. Ihre Frequenz ist physikalisch messbar, unsere Wahrnehmung von ihr kann identisch oder unterschiedlich sein. Dass Menschen Farben individuell wahrnehmen, wissen wir spätestens seit Bekanntwerden der Rot-Grün-Blindheit. Sie wird anhand eines einfachen Sehtests festgestellt. Bevor aber diese Menschen einen entsprechenden Test machen oder man die Frequenzen von Rot und Grün gemessen hat: Woher wussten die Betroffenen, dass sie Rot und Grün anders wahrnehmen als ihre Mitmenschen?

Und wenn umgekehrt 99 % aller Menschen eine Rot-Grün-Schwäche hätten, wie würden wir mit denjenigen umgehen, die Rot und Grün unterscheiden können? Hätten wir Angst vor ihrer „übersinnlichen“ Wahrnehmung? Würden wir sie als psychisch krank einstufen und versuchen, sie zu heilen?

Eine Erdbeere ist eine Erdbeere ist eine Erdbeere.

Manchen Sinneswahrnehmungen billigen wir eher zu, subjektiver Natur zu sein. Woher glauben wir zu wissen, dass ein anderer Mensch den Geschmack einer Erdbeere auf die gleiche Weise erlebt wie wir selbst? Vielleicht weil wir das Erlebnis mit denselben Worten beschreiben wie er, z.B. als „süß und fruchtig“. Was genau ein anderer Mensch erlebt, wenn er in eine Erdbeere beißt oder überhaupt etwas Süßes und Fruchtiges isst, können wir nicht wissen, auch wenn wir Zuckergehalt und Fruchtsäure exakt bestimmen können.

Wir geben ihm eine reife Aprikose und freuen uns, dass er auch diese als „süß und fruchtig“ beschreibt. Damit wissen wir, dass in seiner Wahrnehmung beide Früchte ähnliche Erfahrungen verursachen. Ob sie dieselben sind wie bei uns wissen wir immer noch nicht.

Aus diesen Betrachtungen gewinnen wir eine wichtige Erkenntnis: Ich kann nur wissen, wie süß und fruchtig für mich schmeckt und wie Rot für mich ausschaut. Das ist meine subjektive Wirklichkeit. Wir können vermuten, dass andere Menschen ähnliches erleben, wissen können wir das nicht. Ihre subjektive Wirklichkeit ist möglicherweise der unseren gleich, aber vielleicht ja auch ganz anders.

In fremde Köpfe blicken

Dank moderner Technologie können wir beobachten, welche Regionen im Gehirn aktiv sind, während ein Mensch in eine Frucht beißt – was er dabei erlebt, kann uns der Apparat nicht sagen. Vor lauter Begeisterung über den Fortschritt dürfen wir unsere Bescheidenheit nicht verlieren.

Den sokratischen Satz „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, hielt ich lange Zeit für den Ausdruck von Demut eines antiken Philosophen. Erst spät habe ich verstanden, dass man die Aussage durchaus wörtlich nehmen darf: Wer glaubt, etwas zu wissen, befindet sich im Irrtum. Wer hingegen weiß, dass er nur glaubt, der ist weise.

Wir verwechseln häufig unsere subjektive Wahrnehmung mit objektivem Wissen um die sogenannte Wahrheit oder Wirklichkeit. Wenn wir schon im als gesund eingestuften Zustand im Unklaren sind, ob unsere Wahrnehmungen denen der anderen entsprechen, wie schaut das bei Wahrnehmungen außerhalb der Norm aus?

Wahn und Illusion

Die Psychiatrie diagnostiziert eine Wahnwahrnehmung oder Illusion, wenn jemand etwas anderes mit seinen Sinnen zu erfassen glaubt als die meisten anderen Menschen, die sogenannten Gesunden. So als sei Wahrnehmung etwas Objektives. Dabei wissen wir längst, dass manche Menschen besondere Fähigkeiten haben, sozusagen das Gegenteil einer Rot-Grün-Schwäche.

Es gibt zum Beispiel Personen mit einem extrem feinen Gehör, die Töne oberhalb oder unterhalb des üblicherweise wahrgenommenen Frequenzspektrums hören können. Oder elektrosensible, die Spannungsschwankungen wahrnehmen. Nur weil ihre Fähigkeiten nicht der Allgemeinheit entsprechen, heißt das nicht, dass ihre Wahrnehmungen „falsch“ sind. Bei Strom und Ton können wir die Frequenzen messen und ein Gerät sagt uns, dass die Wahrnehmung eine nachvollziehbare ist, auch wenn sie der allgemeinen nicht entspricht. Da haben die Betreffenden aber Glück gehabt! Könnte man die physikalische Frequenzen nicht messen, würden sie vermutlich als Spinner verlacht.

Letztlich sind alle Annehmen, die wir treffen, Konstrukte unseres Verstandes, um die Welt zu begreifen. Menschen bedienen sich geistiger Konzepte, um sich zu orientieren, um sich sicher zu fühlen, um Entscheidungen zu treffen und manchmal auch, um danach zu handeln. Unsere Annahmen gleichen wir mit den Annahmen unserer Mitmenschen ab.

Glauben viele Menschen dasselbe, halten sie diesen Glauben für Wissen. Diese Verwechslung kann Folgen haben.

Wenn schon unsere direkten sinnlichen Wahrnehmungen weit weg von einer  Objektivität sind, wie kommen wir dann auf die Idee, komplexere Zusammenhänge verobjektivieren zu wollen und damit Wahrheit zu erzeugen, was wir Wissenschaft nennen?

Wie schafft man Wissen?

Gibt es so etwas überhaupt: eine objektive Wahrheit? Sind Menschen in der Lage, sie zu ergründen? Oder können wir uns ihr immer nur nähern? Und welche Disziplin sucht wahrhaftig nach ihr?

„Die Naturwissenschaften!“, werden Sie vielleicht vermuten. Nun ja, hier werden Beobachtungen gemacht, die Fragen aufwerfen. Als mögliche Antwort stellt man eine These auf, die man versucht zu beweisen. Also findet man ein Argument, das für diese These spricht, und nennt das einen Beweis. Auch die Anti-These wird aufgestellt und in gleicher Weise beleuchtet. Am Ende wird aus der Gesamtschau eine Synthese gebildet. Wollen wir das Resultat dieser Abläufe als objektives Wissen bezeichnen? Wenn schon die anfängliche Beobachtung etwas Subjektives ist, von der Fragestellung und den entwickelten Thesen ganz zu schweigen.

Wie gehen wir als Menschheitsfamilie mit den sogenannten Wahrheiten um, die uns unsere Wissenschaft beschert? Wozu dienen ihre Erkenntnisse, wenn sie keinen Einfluss auf unsere Leben haben?

Sensationelle Erkenntnisse ohne Auswirkung

Die Quantenphysik hat schon vor Jahrzehnten bewiesen, dass der Beobachter das Experiment beeinflusst, und damit eigentlich die bisher angenommene Objektivität wissenschaftlicher Experimente wissenschaftlich widerlegt. Die Erkenntnis dringt nicht in die Köpfe der Menschen vor: Es gibt keine Objektivität – weder im Labor noch im richtigen Leben.

Und noch etwas hat die Quantenphysik festgestellt: ein und derselbe Partikel kann sowohl Teilchen als auch Welle sein und sich auch noch an zwei Orten gleichzeitig befinden. Wird Ihnen schwindelig? Nein? Dann haben Sie die Tragweite dieser wissenschaftlich belegten Tatsache noch nicht begriffen: Unsere physische Welt, wie wir sie erleben, kann so und auch ganz anders sein.

Um noch das Sahnehäubchen draufzusetzen, könnte man an dieser Stelle eine weitere sensationelle Erkenntnis aus der Quantenphysik erwähnen: Zwei Teilchen desselben Ursprungs bleiben miteinander in Verbindung, auch wenn man sie räumlich voneinander trennt. Materie ist auf der Quantenebene miteinander verbunden!!!

Und was machen wir? Wir leben unser Leben weiter in den Ansichten der alten Physik, ohne von den neuen Erkenntnissen zu profitieren.

Sinnvolle Einsichten

Wenn Materie gleichzeitig mehrere Varianten von räumlichen Positionen und Zuständen einnehmen kann, ist unser 3-D-Modell der Realität überholt. Und in der Tat sprechen Experten von weit mehr als den bekannten 3 oder 4 (incl.Zeit) Dimensionen. Dann ist Materie nicht das, wofür wir sie bisher gehalten haben.

Und wenn ein Beobachter als Faktor in sein Experiment einfließt, dann ist das ein klarer Hinweis darauf, dass Bewusstsein Materie beeinflusst. Wir dürfen also hoffnungsfroh sein, zumindest unseren eigenen Körper durch unser Bewusstsein beeinflussen zu können. Von diesem Maß an Selbstwirksamkeit sollte jeder Mensch Kenntnis erhalten, entsprechende Fähigkeiten sollten erforscht und geschult werden.

Wo erfahren wir davon? Welche Veränderungen finden wir im Lehrplan der Schulen und Universitäten seit diesen umwälzenden Forschungsergebnissen? Und wer nutzt diese spektakuläre Erkenntnis zum Wohle der Menschheit?

Wenig genutztes Potenzial

In den 1980er Jahren kam die sogenannte Psychosomatik in Mode und erreichte sogar die Schulmedizin. Die Beteiligung psychischer Ursachen wurde für ein paar auserwählte Krankheiten offiziell anerkannt. Heute forscht die Psychoneuroimmunologie an den generellen Wechselwirkungen zwischen der Psyche und dem Nervensystem, der Abwehr sowie den Hormonen. Hier gibt es bereits beeindruckende Untersuchungen, die darauf hinweisen, wie wichtig ein guter Gemütszustand für die körperliche Gesundheit ist.

Hören Sie davon täglich in den Medien? Legt man Ihnen Yoga oder Entspannungstechniken ans Herz und ruft jemand Sie dazu auf, Ihre Traumata zu bearbeiten, wenn Sie gesund bleiben oder werden wollen? Ist Ihnen bewusst, wie schädlich Angst für Ihr Immunsystem ist?

Da sind wir wieder bei unserer Wahrnehmung und der Frage nach der Wahrheit. Nur wenn wir uns Gelegenheit geben, den Einfluss unseres Seelenlebens auf unser körperliches Wohlbefinden zu erfahren, wird die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche erlebte Wirklichkeit. Sonst glauben wir, was wir oft genug und von vielen Seiten hören und halten das auch noch für objektives Wissen: Die alleinige Herrschaft über unser aller Gesundheit liegt anscheinend bei den medizinischen Fachleuten.

Nur sie wissen angeblich, wie wir gesund bleiben oder werden können. Sie dürfen uns folglich vorschreiben, was wir wie und wann essen sollen, wie oft und in welcher Weise wir uns bewegen müssen und so weiter. Schließlich gibt es wissenschaftliche Studien! Es wird Zeit, dass wir alle uns über das Wesen von Studien bewusst werden und sie ihren falschen Heiligenschein der Objektivität verlieren.

Verzerrte Wahrheit mit Nachkommastellen

Wer sich ausführlich mit Statistik befasst, dem wird irgendwann klar: Studien beweisen, was auch immer der Studiendesigner beweisen will. Man muss die Kriterien für die Gruppen nur geschickt auswählen oder die Daten in einen entsprechenden Rahmen setzen. Zahlen haben das Image von harten Fakten, daher eignen sie sich am Besten dazu, Menschen etwas glauben zu machen, insbesondere, wenn man sie mit Balken- oder Tortendiagrammen grafisch aufbereitet. Damit erzeugt man die scheinbar objektive Vermittlung eines Sachverhalts: geometrische Formen und Farben. Erinnern Sie sich an unser Anfangsbeispiel?

Wer prüft schon im Detail, ob ein Studiendesign dazu geeignet ist, das herauszufinden, was ihr Ergebnis angeblich belegt? Machen Sie das doch mal zum Spaß in einem Fachbereich, mit dem Sie sich wirklich gut auskennen. Und dann seien Sie sich gewiss, dass solche Zahlentricksereien allgegenwärtig sind.

Wenn unser gesamtes Weltbild auf einer Objektivität fußt, die es gar nicht gibt, wie können wir dann herausfinden, was wirklich wahr ist?

Zunächst einmal müssen wir begreifen, dass wir keine Sicherheit durch äußere Impulse erlangen werden. Das ist hart für unsere Dauerangst-geplagte und daher auf Sicherheit getrimmte Gesellschaft. Warum sind wir so abhängig von der Sicherheit, die uns irgendjemand im Außen anbietet? Weil wir verlernt haben, Sicherheit in uns zu suchen und zu finden. Niemand kann Ihnen sagen, was Ihre subjektive Wirklichkeit ist. Sie müssen sie selbst erfahren.

Wahrnehmen statt Denken

Woher wissen Sie, dass etwas wahr ist? Sie haben es mit eigenen Sinnen wahrgenommen. So wird es zu ihrer Wirklichkeit. Oft bekommen Sie aber etwas aus zweiter oder dritter Hand vermittelt. Wie prüfen Sie den Wahrheitsgehalt solcher Botschaften? Wann halten Sie eine Information für vertrauenswürdig? Hat der Überbringer selbst eine Erfahrung gemacht, von der er erzählt? Oder berichtet er von etwas, das auch er irgendwo gehört oder gelesen hat?

Wir halten Informationen für wahr, wenn sie in unser bisheriges Weltbild passen und wenn wir dieselbe Aussage mehrfach aus verschiedenen Quellen hören. Dann denken wir, etwas zu wissen. Und haben wir uns erst einmal dafür entschieden, etwas zu glauben, haben gegenteilige Informationen kaum mehr Zugang zu unserem Kopf.

Haben Sie Ihr eigenes Wissen jemals hinterfragt? Ich empfehle Ihnen, in den nächsten Tagen immer wieder ein inneres Stopp-Schild zu setzen und sich zu fragen „Woher WEISS ich das?“. Vielleicht fällt Ihnen dann in dem ein oder anderen Zusammenhang auf, dass sie verschiedenen „Glaubensgemeinschaften“ angehören. Das ist vollkommen in Ordnung, solange Sie sich dessen bewusst sind oder werden. Aber bitte halten Sie Ihren Glauben nicht für die Wahrheit.

Wirklichkeit ist der Teil der Realität, der wirkt, das ist Ihr subjektiver Blick auf die Wahrheit. Es kann dienlich sein, wenn Sie das Denken hin und wieder zugunsten direkter Wahrnehmung hintenanstellen. Gehen Sie in die Natur, riechen Sie an einer Blume, erfreuen Sie sich an ihrer Schönheit, spüren Sie den Boden unter Ihren Füßen, genießen Sie das Aroma einer Erdbeere und geben Sie jemanden einen Kuss. Damit sind Sie nicht in irgendeiner Objektivität. Und das macht gar nichts. Ihre Subjektivität ist für Ihr Leben wesentlich.

Text: Petra Weiß
Foto: Carsten Przygoda / pixelio.de

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